Dies ist einer dieser seltenen Tage, an denen man sich fragt: Warum weißt du eigentlich nie vorher, was passiert? Es wäre doch so hilfreich. Dann wärest du rechtzeitig nach Charleston in South Carolina geflogen, um dort ein gut besetztes Tennisturnier der Frauen zu verfolgen. Und dann hättest du die Gelegenheit gehabt, ausführlich mit Sabine Lisicki zu reden. Und sicher auch mit ihren Eltern, die am Sonntag dabei waren, als die 19jährige ihren ersten großen Erfolg eintütete. Vermutlich hätten das andere auch gerne kommen sehen. Zumindest in Deutschland, wo man seit Jahren auf einen Spieler wartet, der das Zeug hat, sich bei Grand Slams wenigstens bis in die Halbfinale zu spielen. Aber wer das voraussehen will, muss den jungen Talenten auf ihren Reisen zu fernen Spielstätten folgen. Das Tennisgeschäft von heute ist mehr denn je ein nervöses Unterwegssein, das, wäre da nicht der Computer, der jedoch Woche die Weltrangliste neu ausspuckt, überhaupt keinen Sinn ergäbe.
Lisicki, das Mädchen mit dem Monster-Aufschlag, hat zumindest nunmehr jenen Teil des Geschäfts mit Bravur gemeistert, der solche Fragen regelt wie: Wer qualifiziert sich direkt für ein Teilnehmerfeld bei einem Grand-Slam-Turnier? Wer geht wem in den ersten Runden dank der Setzliste aus dem Weg? Sie kletterte im WTA-Computer von Platz 63 auf 43. Wer mehr über die Stimmung in Charleston wissen will, sollte übrigens diesen Artikel lesen. Wer mehr über die Grundlagen des Spiels von Sabine Lisicki wissen will, sollte sich vielleicht ein ganzes Traktat besorgen: Die Dissertation des Vaters Richard, eines promovierten Sportwissenschaftlers, der damals das Thema "Powertennis mit Präzision" abhandelte.
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