Nach der Ausdehnung in die Breite hat die Disney-Tochter ESPN die Buddelei in die Tiefe begonnen. Die erste lokale Newsseite im Internet ist da. Schauplatz Chicago. Woraus sich folgende Gedanken ableiten lassen: Es ist ein Experiment, das nicht unter dem Brennglas der New Yorker Medien stattfinden soll. Es bedient eine Stadt, in der die Printmedien ächzen. Die Chicago Tribune leidet unter dem schuldenbelasteten Aufkauf des Mutterkonzerns und ist nicht mal in der Lage, im gegenwärtigen wirtschaftlichen Klima einen Käufer mit tiefen Taschen für die Chicago Cubs zu finden. Die Sun-Times hat andere Sorgen. Stichwort: Conrad Black. Das Projekt zielt auf einen lokalen Markt ab, der groß genug ist und mit zahllosen Sportclubs gesegnet. Die Medienlandschaft hat obendrein traditionell sehr gute Schreiber hervorgebracht (Nein, nicht du, Jay Mariotti, und nicht du, Sam Smith). Prognose: In ein paar Monaten wird ESPN das Konzept hinreichend getestet und herausgefunden haben, wo die Werbeeinnahmen herkommen. Dann werden andere Märkte attackiert.
Die Vorgehensweise ist übrigens mehr als konsequent. Denn auch der national übers Fernsehen materiell bestens finanzierte Sport ist am Ende nichts anderes als eine regional verwurzelte Angelegenheit. Dort gibt es weniger Prestige zu holen, aber viele loyale Verbraucher (und die Anzeigenkundschaft, die sich ganz konkret an dieses Publikum wenden möchte).
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