Podcast Nummer zwei ist im Kasten. Diesmal geht es um Kinofilme, die mit ihren Geschichten um Figuren aus dem Sportmilieu kreisen. Genauer gesagt: Es geht um die Glanzlichter des Genres. Interviewgast ist Carsten Elleszus, der unter dem Namen tumulder den lesenswerten Blog Zeitverschwender betreibt. Bei ihm geht es um Film, Musik und Schalke. Allerdings nicht immer in dieser Reihenfolge. Seine Kritiken sind ausführlich und bieten Stoff für eine kluge Auseinandersetzung mit einem emotionalen Material, das Sportspielfilme nun einmal sind. Denn sie wandern auf einem schmalen Grat zwischen heroisierendem Kitsch und distanzierter Sympathie, zwischen konventionellen Liebe-Triebe-Hiebe-Plots und einem Auge für eine glaubwürdige Darstellung der jeweiligen Sportart.
Eines der Probleme ist: Die meisten Filme werden in der Illusionsmaschine Hollywood produziert. Was bedeutet, dass sie von Geldgebern finanziert werden, denen mehr an formelhaftem und klischiertem Kino liegt als an eigenständigen, pointierten Produkten von Autoren, die auf der großen Leinwand vielleicht nicht den großen visuellen Punch besitzen, aber viele kleine Momente, die stimmen.
Trotzdem sind in Hollywood immer wieder bemerkenswerte Sportspielfilme entstanden. Von denen haben die besten oft allerdings diesen einen Haken: Weil sie sich mit einem Milieu wie Baseball oder Football beschäftigen, fehlt den Zuschauern in Europa die Beziehung zum Kern der Sache. So wirkt denn auch für viele Kinofans in Deutschland eine Rangliste wie die des American Film Institute – abgesehen von den beiden Topfilmen Raging Bull und Rocky mit ihren Boxer-Stories – eher mysteriös. Obendrein wurden von den im Rahmen einer Umfrage zu Wort gebetenen Drehbuchautoren, Kameraleuten, Regisseuren und Schauspielern Filme aus dem nicht-amerikanischen Teil der Kinowelt komplett ignoriert.
Wer sich wirklich einen Überblick verschaffen will, der wird spätestens beim Blick auf diese Wikipedia-Seite die Stirn in Falten legen. Hunderte von Titeln gibt es, und zig Sportarten sind vertreten. Auch Fußball. Bei sportwissenschafen.info kann man sich weiter in die Materie einlesen. Deren Verzeichnis umfasst sogar Kurzfilme.
Carsten a.k.a. tumulder ist da vielleicht sogar die etwas bessere Quelle. Denn er liefert im Blog auch die Antwort auf die Frage: Wie ordnet man die einzelnen Filme ein? Er hat ein Bewertungssystem mit maximal zehn Punkten eingeführt und pflegt seine Ansprüche. Selbst die unumstrittenen Klassiker müssen froh sein, wenn sie bei ihm neun Punkte bekommen.
Und weil er sich auskennt, während sich unsereins sich nur punktuell mit dem Thema beschäftigt, soll es in diesem Podcast in erster Linie um seine Einschätzungen gehen. Ganz nach dem Konzept dieses Formats. Denn der American Arena Podcast ist keine Videobude für Monologe eines Kappeskopps mit Mikrofon vorm Bauch noch soll er ein Debattierclub werden. Er soll anregen und informieren.
Obwohl: Meinungen und Kommentare – sei es hier im Blog oder auf
Selbstverständlich haben Carsten und ich uns ausführlicher über dieses breit gefächerte Thema unterhalten, als sich dies in einem Video in dem von
Blick zurück: Der erste Podcast – "Baseball zieht in den Krieg" war der Auslöser für eine Leserdebatte auf zeitonline über den Wert oder Unwert von Werbevideos, die sich martialischen Symbole der Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu eigen machen. Titel: "Darf Werbung alle Waffen einsetzen?" Die Kommentare im Blog von Gesprächspartner Philip Würfel auf MLB-Insider.de beschäftigen sich mehr mit der Stimm-Performance der beiden Podcast-Protagonisten.
P. S. Vielleicht an dieser Stelle noch ein Hinweis auf ein anderes, sehr vielversprechendes Podcast-Projekt: Am Dienstag erschien die fünfte Ausgabe jener Fußball-Blogger-Gemeinschaftsarbeit, die bislang noch unter dem Arbeitstitel Nullnummer firmiert. Die Themen: Die Lage bei Hertha BSC und Bayern München sowie ein Ausblick auf das WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Russland. Die Drähte laufen alle zwei Wochen in der Münchner Küche von probek zusammen, der zu den Initiatoren gehört. Weil er gewöhnlich als Moderator mit seinem Lieblingsthema – dem FCB – zu kurz kommt, wurden diesmal die Rollen verteilt. Er wurde interviewt. Die Produktionsweise des Podcasts ist übrigens bemerkenswert. So läuft während der Aufnahmesession über UStream das Live-Videobild aus der Küche übers Internet, während die Mitwirkenden aus den anderen Städten parallel in einem Chat-Room versammelt sind und nicht nur miteinander, sondern auch mit probek kommunizieren. Gemischt wird in Hamburg von dogfood, der bei der Gelegenheit die Musik einbaut. Wann die Stützräder abgenommen werden und das Ganze auch tontechnisch in der oberen Liga spielt, steht noch nicht fest. Die Trainingsphase geht zunächst noch weiter.
10 Kommentare:
nettes Interview. Mal was anderes
Seltsam, dass du vorne noch richtig sagst, dass Sportfilme ja meist schlichte Dramen sind und dann "natürlich" Filme aufgezählt werden, die kaum Sportfilme sind. Vielleicht lege ich de Begriff auch zu eng aus, aber alle genannten würden eben auch in jedem anderen Genre funktionieren, da fehlt das spezifische. So gibt es eben nur eine handvoll "wirklicher" Sportfilme, die auch die Eigenarten des jeweiligen Sport behandeln.
PS Mir war gar nicht bewusst dass Burt im "Longest Yard" einen SM fährt
PPS wie scheisse sieht denn Mean Machine aus?
Und der soll empfehlenswert sein?
@jmk
und dann "natürlich" Filme aufgezählt werden, die kaum Sportfilme sind.
Ich sehe das ein wenig anders, denn alle Filme - beste Sportfilme ist natürlich eine bewußt überspitzte Formulierung - erzählen viel über ihre jeweilige Sportart. Nach meiner Überzeugung sollte ein Sportfilm auch Menschen unterhalten können, die kein eigentliches Interesse am Sport haben. Das können alle drei definitiv. Ausgangspunkt unseres Gesprächs war die AFI Liste, vielleicht kommt das im Podcast ein wenig zu kurz weg. Wir hatten auch noch andere Filme im Visier, deren Besprechung jedoch auch aufgrund der geplanten 8 - 10 Minuten für das Podcast leider der Schere zum Opfer fielen. Lagaan z.B., Bollywood, beschäftigt sich über eine Stunde mit der Darstellung des eigentlichen Cricket-Spiels. Leider erscheint der Film erst am 16. Oktober auf DVD und mußte schon daher unterm Tisch fallen. Genauso wie Shoalin Soccer und andere es ebenfalls aus Zeitgründen nicht schafften. Unser Fokus lag auf dem Sportspielfilm, nicht auf Semi- oder echten Dokumentationen wie z.B. Höllentour (ist übrigens nicht übel).
wie scheisse sieht denn Mean Machine aus?
Und der soll empfehlenswert sein?
Mean Machine ist natürlich eine Low Budget Produktion, und ja, ich fand ihn sehr unterhaltsam.;)
nun ja. The Wrestler ist ein herausragendes Drama, würde aber in fast jeder anderen Sportart funktionieren. Gleiches gilt für Rocky. Dass der natürlich einen sehr physischen Sport wählt ist fast zwingend. Dennoch mehr Drama als Sportfilm.
Sportfilme im engeren Sinne einfach Filme, die eben über die jeweilige Sportart definiert werden, dass ein aussenstehender da auch bedient werden muss. Geschenkt. Hat bisher ja immer funktioniert. Bestes Beispiel: Any Given Sunday.
Toller Cast!
Wie esoterisch ist diese Auswahl und sind die dazugehörigen Ausschnitte aus den Filmen?
Wie esoterisch eure Auswahl ist, wage ich jetzt mal nicht zu beurteilen. Ich habe ja schon mit der Nummer Eins ein Problem, den als Sportfilm anzusehen. Aber egal, trotzdem eine sehr, sehr hören- und sehenswerte zweite Ausgabe des Podcasts, visuell mutig zusammengestellt und, wie gesagt, mit einem einzigartigen Cast.
Aber ein paar originalzitierte Worte zur Auswahl des AFI seien gestattet (Quelle: der Abstimmungsbogen):
SPORTS
“It ain’t over ‘til it's over.”
— Yogi Berra
AFI defines “sports” as a genre of films with protagonists who play athletics or other games of competition.
Whether smashing a ball into the outfield, landing a right hook in the final round or crossing a finish line to the roar of a crowd, sports movies create myths and larger-than-life heroes. The stakes in sports may be simple — someone wins and someone loses — but cheering for a character who faces adversity and aims for the top is an exhilarating reminder of the power of the human spirit.
gefunden via http://www.afi.com/Docs/about/press/2008/AFI10_top_10_release_June08.pdf (dort ist auch der Link und das Passwort zum Originalwahlbogen enthalten)
Nominiert waren in der AFI-Liste die folgenden 50 Filme:
ALI
ANGELS IN THE OUTFIELD
ANY GIVEN SUNDAY
THE BAD NEWS BEARS
BANG THE DRUM SLOWLY
THE BINGO LONG TRAVELING ALL-STARS & MOTOR KINGS
BODY AND SOUL
BREAKING AWAY
BULL DURHAM
CADDYSHACK
CHAMPION
CHARIOTS OF FIRE
THE COLOR OF MONEY
COOL RUNNINGS
DAMN YANKEES!
DOWNHILL RACER
EIGHT MEN OUT
FEAR STRIKES OUT
FIELD OF DREAMS
THE FRESHMAN
FRIDAY NIGHT LIGHTS
THE GREAT WHITE HOPE
HEART LIKE A WHEEL
HOOSIERS
HORSE FEATHERS
THE HURRICANE
THE HUSTLER
JERRY MAGUIRE
THE KARATE KID
KNUTE ROCKNE – ALL AMERICAN
A LEAGUE OF THEIR OWN
THE LONGEST YARD
MAJOR LEAGUE
THE MIGHTY DUCKS
MILLION DOLLAR BABY
MIRACLE
MYSTERY, ALASKA
NATIONAL VELVET
THE NATURAL
NORTH DALLAS FORTY
PAT AND MIKE
PERSONAL BEST
THE PRIDE OF THE YANKEES
RAGING BULL
ROCKY
RUDY
SEABISCUIT
SLAP SHOT
SOMEBODY UP THERE LIKES ME
WHITE MEN CAN'T JUMP
Und die zehn Ausgewählten, die es dann wurden, haben dann auch eine wirklich schöne Website spendiert bekommen:
http://www.afi.com/10top10/sports.html
Dass viele dieser Filme in Hollywood produziert wurden, ist für mich übrigens ausdrücklich kein Problem. Wenn ich da an die Alternative, ans deutsche TV-Sender-Subventionskino denke, wird mir ganz anders. Mir ist das ein bisschen zu klischeehaft, dass nur Boxofficebomben tolle Filme sein können. RAGING BULL ist z.B. auch ein Hollywood-Film, und was für einer. Und von wem wurde THE WRESTLER produziert? Von 20th Century Fox. Hmmm.
@probek
Ich verstehe nicht warum so viele Probleme haben Wrestling oder The Wrestler als Sportfilm anzuerkennen. Wrestling ist definitiv Sport, so bizarr sich das jetzt vielleicht anhört. Ein fragwürdiger Sport, klar, aber Sport. Ich zitiere mal die deutsche Wikipedia:
Unter dem Begriff Sport werden Bewegungs-, Spiel- oder Wettkampfformen, die im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten des Menschen stehen, zusammengefasst.
Ich wüßte jetzt nicht warum Wrestling nicht darunter fallen sollte.
Und danke für die netten Worte, auch noch mal an JMK.^^
Wrestling ist definitiv Sport.
Nö. Wrestling ist eine zuweilen sehr sportliche Aktivität und Entertainment, aber eben kein (Leistungs- bzw. Wettkampf-)Sport. Für mich. Und das reicht mir als Ausschlusskriterium schon aus.
Andere halten ja z.B. Motorsport oder Golf nicht für Sport, ich schon. Und so gesehen ist selbst Schach für mich aufgrund des deutlich ehrlicheren Wettkampfcharakters mehr Sport als Wrestling.
Aber wenn du schon auf der Suche nach ewiger Wahrheit die zur Klärung solcher Fragen ja zweifelsfrei zuständige Wikipedia bemühst: dort findet sich noch ein schönes Zitat zum Thema:
"Eine präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung [des Begriffes "Sport", d.Red.] lässt sich deshalb nicht vornehmen." Definitiv!
Und guck mal hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_vom_IOC_anerkannten_Sportarten
Golf, Rettungssport (!), Boule, Tanzen, Wushu … aber kein Wrestling.
@probek
Wenn der Wettkampf so wichtig für dich ist. Was ist mit den ganzen Joggern, Radfahrern, Fitness Club Mitgliedern, Inline Skatern etc. die nie in ihrem Leben an einem Wettkampf teilnehmen werden. Betreiben diese Menschen deiner Auffassung nach keinen Sport? Leider bin ich schon auf dem Sprung. Wir können morgen weiter diskutieren.^^
Breite und nicht so breite Definition. Was ist Sport? Das Sport-Kriterium für mich und in diesem Fall ist Leistungs- bzw. Wettkampfsport, steht auch schon oben. Das, was du als Beispiele nennst, sind Freizeitsportarten. Professionelles Wrestling (wie in THE WRESTLER) ist aber weder Freizeit- noch ein ernsthafter Wettkampfsport, selbst wenn er so tut, als wäre er letzteres.
Über Wrestling als Leistungssport ließe ich vielleicht noch mit mir reden, auch wenn ich glaube, dass diese Einstellung nicht zwingend zum Berufsbild gehört, um erfolgreich zu sein. Beispiele wie die Karrieren von Chyna oder von Hornswoggle mögen da, bei allem gebotenen Respekt gegenüber körperbildenden Frauen oder vom Wachstum herausgeforderten Männern, zur Illustration dienen. Und in der englischen Ausgabe des Dings zur Feststellung letzter Wahrheiten findet sich auch der schöne Satz:
in the early 20th century, once it became apparent that the "sport" was worked, pro wrestling was …
Quelle
"Sport". Mit der Bezeichnung kann ich leben.
Neben der hitzigen Diskussion (was ist Sport, was ist kein Sport) geht mir die Diskussion um den podcast selber etwas unter.
Ich kann mich bei einem Video-Podcast noch nicht ganz daran gewöhnen, daß der Sprecher nicht zu sehen ist.
Diesmal finde ich es aber wesentlich angenehmer, da das gesprochene mit den Bildern sehr gut harmoniert. Auch die Sprechpausen und die dann gezeigten Ausschnitte sind gut gewählt.
Am Anfang war mir die Hintergrundmusik etwas zu laut.
Die Filmauswahl ist eine reine Geschmackssache (neben der Sportdiskussion oben), daher will ich mir darüber kein Urteil bilden.
@nedfuller: Die Grundsatzfrage, ob man einen Sprecher in einem Video sehen sollte oder nicht, ist für mich noch nicht geklärt. Sagen wir mal so: Ich versuche, es zu vermeiden. Unter anderem auch, weil ich diese Kopplung zwischen Sprecherbild und Sprecherton vom Fernsehen her und den vielen Spielarten im Internet her kenne und überhaupt nicht weiter bemerkenswert finde. Wie jedes Mal, wenn man versucht, existierende Schemata zu verlassen, stößt man an gewisse Grenzen. Die haben mit den Gewohnheiten von Zuschauern/Zuhörern/Lesern zu tun. Aber auch mit den beschränkten Mitteln, die man als Kreativer hat. Die Gewohnheiten und Bedürfnisse des Publikums darf man nicht von der Hand weisen. Aber es sollte einen auf der anderen Seite nicht von dem Versuch abbringen, etwas Neues/Anderes auf die Beine zu stellen.
Die Kunst besteht vermutlich darin, zunächst überhaupt eine Zielgruppe zu erreichen, die sich für das Thema selbst interessiert. Auch dabei versucht man zunächst die Quadratur des Kreises. Es müssen einerseits populäre Stoffe sein. Die dürfen aber andererseits noch nicht von den populären Medien abegrast worden sein.
Da ich bereits weitere Ideen habe, möchte ich vorläufig an diesem Hybrid-Podcast-Format weiterstricken und bedanke mich schon mal für jede weitere Kritik.
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