Der amerikanische Verlag, der das Buch des verurteilten NBA-Schiedsrichters Tim Donaghy veröffentlichen wollte, hat sich kurzfristig dazu entschieden, von dem Projekt zurückzutreten. Das Unternehmen, eine Unterabteilung des Bertelsmann-Verlags, der seit einiger Zeit seine Buchaktivitäten unter dem Namen Random House betreibt, hat kalte Füße bekommen. Man ließ zumindest intern durchblicken, dass man Angst vor Prozessen wegen Verleumdung hat. Weshalb die Furcht erst so spät hochkroch, nachdem Blowing the Whistle – The Culture of Fraud in the NBA eigentlich in wenigen Tagen auf den Markt kommen sollte, lässt sich nicht ergründen. Denn Donaghys detaillierte Beschreibungen des merkwürdigen Verhaltens seiner Kollegen gegenüber bestimmten Spielern standen sicher bereits im Rohmanuskript. Wer angesichts solcher Vorwürfe nicht gleich den Hausanwalt konsultiert, macht sich selbst das Leben schwer.
Die Sache spitzte sich allerdings erst in dieser Woche zu, als Deadspin Auszüge aus dem Buch druckte, nachdem man eine Kopie zugespielt bekommen hatte. Darin wird namentlich genannten NBA-Schiedsrichtern vorgeworfen, dass sie Star-Spieler wie Kobe Bryant bei der Zumessung von Fouls besser behandelten, einer zeigte in seinem Hass auf Allan Iverson dem kleinen Dribbler meistens die kalte Schulter. Selbst wenn er regelwidrig behindert wurde.
Wegen üblicher Nachrede oder Verleumdung eines Prominenten belangt zu werden, ist in den USA übrigens ziemlich schwierig. Und dass NBA-Schiedsrichter den Status von Prominenten genießen, dürfte unbestritten sein. Dazu muss der Betroffene einem Gericht glaubwürdig nachweisen, dass der Urheber der Vorwürfe mit voller Absicht etwas behauptet hat, das komplett unwahr ist.
Dass das Buch das Zeug zu eine Beststeller hat, dürfte unbestritten sein. Da Donaghy keine Repressalien zu fürchten hat, dürfte er kein Blatt vor den Mund genommen haben. Dass in der NBA Manipulationen seitens der Unparteiischen vorkommen, ist ein offenes Geheimnis. Nur wie sie ablaufen und von wem sie auf welche Weise betrieben werden, das hat sich bisher noch niemand zu sagen getraut.
Blick zurück: Der NBA-Schiedsrichter und die Mafia
Das AP-Video zur Urteilserkündung:
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