15. Oktober 2009

Sport und Politik: Limbaugh scheitert

Eine der erfolgreichsten fachspezifischen neuen Webseiten aus dem Sportbereich in den USA ist ProFootballTalk. Gegründet wurde das Projekt 2001 von Mike Florio. Im Juni wurde es von NBC Sports übernommen. Im Umgang mit den Nachrichten aus der NFL hat die Seite einen leicht ironischen Ton. Das gilt nicht für ernsthafte Themen wie die Absicht des ultrarechten und ultrareichen Talk-Radio-Magnaten Rush Limbaugh, sich zusammen mit anderen die darbenden St. Louis Rams einzuverleiben. Aus der Absicht wird zwar nichts, weil nicht nur Spieler und die Spielergewerkschaft nervös wurden, als der Plan bekannt wurde. Selbst Leute wie Dallas-Mavericks-Besitzer Mark Cuban meldeten sich zu Wort und zeigten auf, welche Schwierigkeiten der NFL bevorstehen würden, sollte der Radio-Mann auch als Club-Eigentümer weiterhin jeden Nachmittag über Mittelwelle landesweit seine hasserfüllten Tiraden auf die derzeitige Regierung, auf selbstbewusste Frauen (Limbaugh: "Feminazis") und seine Haltung gegen über schwarzen Amerikanern ausspucken. Der wichtigste Partner im Übernahmeprojekt – der Sportmanager Dave Checketts – zog die Reißleine und trennte sich gestern von Limbaugh.

Bei ProFootballTalk spielte sich die Entwicklung unter anderem in den Kommentaren ab. Limbaugh-Fans - und Apologeten (Spitzname: "Dittoheads") schrieben sich in den Kommentaren die Finger wund und beschuldigten Florio, er sei eine Marionette von NBC und deren Eigentümer General Electric und damit der Regierung. Ein Teil der Meinungsäußerungen dokumentierte allerdings eine subtile und sehr viel gefährlichere Haltung: Der Anspruch von rechts gestrickten Sportanhängern, dass man ihnen in einem Sportblog möglichst keine Texte serviert, die auch nur im entferntesten etwas mit Politik zu tun haben. Diese Gruppe von Lesern stellt gerne die Behauptung auf, dass das eine (Sport) und das andere (Politik) nichts miteinander zu tun haben, um auf Basis dieses denkschwachen Axioms die Inhalte zu beeinflussen.

An dieser Haltung ist zumindet soviel bemerkenswert: Sie dürfte bei einer großen Mehrheit der Sportjournalisten auf Zustimmung stoßen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Sportberichterstattung nach Möglichkeit jeden systemkritischen und systemanalytischen Ansatz vermeidet. Obwohl die Strukturfehler des kommerziellen Sports (sei es die Abhängigkeit von Fernsehgeldern und Sponsoren, Doping zur Leistungssteigerung, Korruption und Betrug) nicht mehr von der Hand zu weisen sind. Ob und wie Mike Florio der Gegenwind aus den Kommentaren beeinflusst, wird man sehen.

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