Die neue Videowelt, die sich langsam aber sicher online breit macht, führt bei klassischen Blättern und ihren Ablegern im Netz noch immer zu kuriosen Resultaten. Man nehme dieses Produkt des Guardian, der aus nicht näher erklärbaren Gründen eine Produktion übernommen hat, in der man die Baustelle des neuen Fußballstadions in Harrison außerhalb von New York bewundern kann. Nicht mal die Überschrift ergibt Sinn. Ein "erster Blick" auf die Arena ist es gar nicht. Den haben schon andere geliefert. Und fertig ausgebaut ist sie auch nicht.
Okay: Viele Leute bis hinauf zum Commissioner Don Garber von Major League Soccer stehen abwechselnd vor der Kamera und singen das Hohe Lied auf die neuen amerikanischen Arenen, die alle auf eine Größenordnung von knapp unter 30.000 Zuschauern ausgelegt sind, weil nichts die Begeisterung für eine Sportart stärker dämpft als Leere auf den Rängen. In den Stadien der NFL-Clubs (70.000 Plätze und mehr) wirken die US-Kicker denn auch jedes Mal auf verlorenem Posten. Noch schlimmer: Während der Football-Saison durften Spieler sich besoffen sehen an den Kreidestrichen der anderen Sportart. Für die Zuschauer war's ein Grauen.
Dass man im fernen England solche Stadienprojekte für nachrichtenwertig hält, muss denn aber doch überraschen. Es sei denn, man malt sich auf der Meta-Ebene die Konkurrenzsituation rund um die Bewerbung für die Austragung der WM 2018 aus, für die auch die USA ihren Hut in den Ring geworfen haben. Aber das wäre irgendwie noch kurioser. Denn weshalb sollten Blatters Buben die Veranstaltung nach dem Abstecher in Brasilien schon wieder nicht an eine Bastion in Europa geben, sondern an das Entwicklungsland Vereinigte Staaten?
Die Frage bleibt also unbeantwortet. Zumal man für das Video nicht auf Material aus dem Computer zurückgegriffen hat, das – wenn auch in Form einer Animation – zeigt, wie das lobgepriesene Ding am Ende tatsächlich aussieht. Deshalb hier das informative Video. Ist auch so etwas wie Propaganda. Aber wirkt irgendwie ehrlicher.
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