Der Rücktritt von Urban Meyer als Coach der Footballmannschaft der University of Florida hat ganz viel Luft aus dem Bowl-Getöse herausgesaugt, mit dem um diese Zeit des Jahres die College-Football-Saison austrudelt. Wie immer, wenn mit abgezirkelten Formulierungen durchsetzte schriftlichen Erklärungen das Nachrichtenbild prägen, arbeiten die Reporter wie die Schaufelbagger. Alle wollen wissen: Wie krank ist Urban Meyer, der erfolgreichste Coach der letzten Jahre, dass er zu diesem Zeitpunkt in den Sack haut? Ehe die Geräuschkulisse zu laut wird: Hier der Hinweis auf ein exzellentes Lesestück, das unlängst S. L Price in Sports Illustrated abgeliefert hat (Hat-Tip an Lee Jenkins und The Big Lead für den Retweet). Der Text erinnert einen an eine Zeit, als dieses Magazin hauptsächlich aus solchen Reportagen bestand und sich Sportautoren (zwecks wegen der Inspiration) und Leser jede Woche genüsslich die Zeit für die neueste Ausgabe gönnten. Und er öffnet ein kleines Schatzkästchen über die Abstammung des erst 45-jährigen Trainers.
Seine Mutter Gisela, geborene Gumpert, wanderte Ende der fünfziger Jahre aus Oberfranken in die USA aus. Ihre Familie aus dem benachbarte Thüringen hatte zuvor die Heimat verlassen, nachdem ihr Vater von den Sowjets nach Sibirien verschleppt wurde. Die Schlussredaktion des Magazins hat dabei einen kleinen Schreibfehler produziert, wie er mit deutschen Namen in amerikanischen Medien an der Tagesordnung ist. Man fummelt gerne noch irgendwo einen Buchstaben ein oder lässt einen weg. Die Gumperts waren aus Mupperg nicht Muppberg. Und Mupperg liegt nicht in Bayern, sondern ganz nah an der Grenze.
Übrigens: Solche Stammbäume haben fast keine der herausragenden Figuren im US-Sport. Aber hier wären zumindest zwei Namen: Football-Coach Herm Edwards (Mutter Martha aus dem hessischen Gelnhausen). Die Familie von Lou Gehrig (Heinrich and Christina Gehrig). Beide waren aus Deutschland in die USA ausgewandert. Lou, geboren in New York, hieß eigentlich Ludwig Heinreich.
Als Nachschlag: Ein Video, in dem Urban Meyer seine Philosophie beschreibt – ein Leistungswahnsinn, der vermutlich nirgendwo im Sport so angedockt ist wie im Football.
Nachtrag: Die New York Times berichtet über eine Gesundheitskrise bei Meyer nach dem Spiel neulich gegen Alabama, als er ins Krankenhaus musst. Die Info kommt wohl vom Coach persönlich.
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