Es ist der einzige relevante Teil an einem Footballspiel, der einen daran erinnert, weshalb das Spiel überhaupt so heißt, das im Prinzip nichts anderes ist als ein abgewandelte Form von Rugby. Aber das inspiriert die Spezialisten, die sich darum kümmern, so scheint es – überhaupt nicht. Zumindest die Jungs in der NFL nicht, wo die Kicker bekanntlich ordentlich bezahlt werden, um ein paar mal pro Match auf den Platz zu gehen und einen oder drei Punkte zu verbuchen. Wie das? Man schaue sich nur mal diese Statisitik an: Die Liga mit ihren 32 Teams fiel ein Jahr nach der besten Saison aller Zeiten (Treffergenauigkeit der Kicker: 84,5 Prozent) auf die niedrigste Quote seit 2003 (zur Zeit liegt man bei 80,5 Prozent). Die New York Times nennt das einen slump. Wir nennen das ein an den Haaren herbeigezerrtes Thema. Vor allem, wenn man es mit einer Bewertung für Wahnsinnige untermauern muss: Angeblich ist das der stärkste Leistungsabfall seit...seit...seit 1976. Also Panik-Modus an.
Damals lagen übrigens die Vergleichswerte bei um die 60 Prozent. Mit anderen Worten: Die viel besseren Kicker von heute, stehen wegen einer statistischen Auffälligkeit sogleich im Verdacht, so schlecht zu sein wie die aus der Zeit des Bulldozer-Footballs, als man die Wide Receiver noch überall auf dem Platz nach Belieben auf den Rasen donnern durfte. Wie immer, wenn man einen solchen Fund journalistisch abstützen will, aber keine vernünftigen Daten zur Hand hat, kommen kuriose Verknüpfungen dabei heraus: Das Nachlassen sei "besonders überraschend", weil noch vor gar nicht so langer Zeit "das Kicken so automatisch schien, dass es Diskussionen darüber gab, die Torstangen näher aneinander zu stellen oder die Markierungen auf dem Platz weiter auseinander zu ziehen, um schwierigere Winkel für den Schützen zu erhalten".
Wenn es diese Diskussionen wirklich gegeben haben sollte – dort wo ich mir meinen Footballkonsum abhole, gab es die nicht. Das einzige, was es wirklich gab: Weil die Kicker besser wurden, wurden die Trainer mutiger und ließen ihre Special Teams immer häufiger Kicks aus Distanzen probieren, die man früher gar nicht erwogen hätte. Heute sind Versuche aus mehr als 50 Yards, je nach Witterungsverhältnissen und Kicker, keine Seltenheit mehr. Aber mit der größeren Entfernung steigt unweigerlich auch das Risiko. Den ganzen Rest kann man in der Abteilung Wetter einordnen. Das ändert sich jedes Jahr. Da gibt es keinen Automatismus. Und ja, selbst in Zeiten von Global Warming gibt es Wintereinbrüche mit tiefen Temperaturen und viel Schnee.
Aber wer sich trotzdem in diese vermeintliche "Analyse" vertiefen will: hier noch mal das Link. Mit dem passenden Kommentar von Dallas-Cowboys-Trainer Wade Phillips: "It's a mystery to us."
Panik-Modus aus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen