29. Dezember 2009

NFL-Quarterback Drew Brees trifft

Die Magazinsendung Sport Science hat einen etwas anderen Zugang zu Themen, die amerikanische Sportfans interessieren. Sie widmet sich mit Hilfe von ein paar technischen Messgeräten solchen Fragen wie: Kann man eigentlich mit einem Eishockey-Knüppel-Golfschwung wie im Film Happy Gilmore weiter schlagen? Das Dumme sind die Antworten. Wirklich überraschen können Sie einen nicht. Weshalb die Beiträge mit sehr viel visuellem und akustischem Konfetti aufgepimpt werden, damit der Zuschauer auf der minutenlangen Strecke von Einstieg bis Ausstieg nicht abschaltet.

Besonders störend ist der pseudo-wissenschaftliche Anstrich, wie er jetzt auch in dem Beitrag über die Wurfgenauigkeit von Quarterback Drew Brees an den Tag gelegt wurde. Seinem Ball wurden Messsonden angepappt, die ergaben, dass der Football-Profi den Ball aus dem Stand und bei der immer gleichen Entfernung von 20 Yards mit der immer gleichen Geschwindigkeit wirft, den immer gleichen Wurfwinkel hinbekommt und dem Ei die immer gleiche Rotation mit auf den Weg gibt, die der braucht, um auch zielgenau anzukommen. Mit anderen Worten: Drew Brees ist so etwas wie ein Automat. Und nur ein Automat kann in der NFL was werden. Aber aus soviel Banalität schlägt man bei Sport Science die Funken eines bengalischen Feuers. Die Antwortet lautet in diesem Fall: Drew Brees trifft eine Bogenschützen-Zielscheibe aus dieser Entfernung genauer als ein guter Bogenschütze. Ja. Und das ist eine Erkenntnis, die uns alle sehr bewegt. Denn in den Playoffs spielt er mit den New Orleans Saints bekanntlich gegen eine Bogenschützenmannschaft und nicht gegen die Minnesota Vikings. Und da wollten wir vorher wissen, wie das ausgeht.

Das ist das Problem mit solchen Pseudo-Analysen: Während die videotechnische Darstellung der Präzision des Quarterbacks sehr animierend ausfällt – der Mann trifft nämlich bei zehn Versuchen tatsächlich zehnmal in die kleine gelbe Mitte, und die Kamera bringt uns das aus allen möglichen Richtungen – bleibt die Frage ungeklärt: Weshalb ist es überhaupt interessant, die Wurfleistung eines Footballspielers mit der eines Bogenschützen zu vergleichen? Die Jungs können doch beim besten Willen nicht als Maßstab für Treffgenauigkeit herhalten. Da hätte ich mir eher einen Trap- oder Skeet-Schützen als Vergleich ausgemalt. Der muss ein bewegliches Ziel treffen, kennt in etwa die Route und die Fluggeschwindigkeit der Tonscheibe. Wie oft hätte Drew Brees wohl eine Tontaube getroffen? Zehnmal bei zehn Versuchen? Vermutlich nicht.

Keine Kommentare: