Man springt gerne zu irgendwelchen Schlussfolgerungen. Besonders als Konsument von amerikanischen Nachrichtenquellen. Warum auch nicht? Die Meldungen sind fundiert und sachgerecht und die Einschätzungen lassen sich nachvollziehen. Aber dann gibt es solche Dinge wie die NHL, eine länderübergreifende Liga, die aus dem amerikanischen Blickwinkel immer wieder wahre Zerrbilder produziert. Vor allem, was das Interesse der Zuschauer angeht. Jüngtes Beispiel: die Meldung, dass die Einschaltquoten vom Stanley-Cup-Finale beim Kabelsender Versus so auffallend hoch geschnellt sind. Kaum jemand fragt sich, ob das wirklich etwas mit einer flackernden US-Begeisterung für die Sportart zu tun hat oder vielleicht einfach nur mit den beteiligten Mannschaften. Dass die Hockeytown Detroit mehr Fans mobilisiert als Vorjahresmeister Anaheim dürfte wohl jedem klar sein. Und auch Pittsburgh hat Anhänger - amerikanische Anhänger. Im letzten Jahr kamen die Neugierigen des Gegners aus Ottawa. Das ist die Hauptstadt von Kanada. Und dort schaut man CBC. Natürlich werden diese Nasen nicht von Nielsen in den USA gezählt.
Auf der anderen Seite sollte man bei der Beschäftigung mit just diesem Thema (und der über die ganze Saison erkennbaren leichten Quotenverbesserung des amerikanischen Networksenders NBC) nicht vergessen: Wenn die die Zahlen wirklich so gut wären, würde die Liga demnächst bombige Fernsehverträge abschließen können. Tatsächlich schenkt sie die Rechte nachwievor weg. In Kanada hingegen steigt die Lizenz alsbald von 75 Millionen Dollar pro Saison auf 100 Millionen Dollar. Was keine schlechte Kennziffer ist, wenn man bedenkt, wieviele kanadische Clubs in der NHL übers Eis tanzen: sechs. Oder schlappe 20 Prozent. Erst wenn irgendwann die anderen 80 Prozent auch 80 Prozent der Fernseheinnahmen generieren (das wären 400 Millionen Dollar pro Jahr), sollte man jede Diskussion über das Interesse der Amerikaner an Eishockey neu führen. Vorher ist alles nur Geplänkel und Schönfärberei.
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