
Wie gesagt: Neu ist das nur für Amerikaner. Die gehen dann gleich noch einen ganzen Schritt weiter und behaupten auch ohne abgesichertes Zahlenmaterial, dass Mädchen weit häufiger im Fußball Bänderrisse erleiden als Jungen. Das wäre nur halb so wild, wenn nicht die New York Times am Wochenende eine ganze Titelgeschichte in ihrem Magazin dazu verschwendet hätte, den unbewiesenen Sachverhalt durch meterlange Dönekes zu ersetzen und so zu tun, als sei das individuelle Verletzungsrisiko eine massive Gefahr für das soziale Wohlergehen einer Unzahl von Betroffenen (weil sie monatelang nicht mitmachen können und sich dadurch aus der Gruppe ausgeschlossen fühlen, die ihnen doch alles bedeutet). Und als sei es ein Risiko für ihre Aussichten auf ein über den Sport vorangetriebenes Stipendium an der Universität. Oder um es kürzer zu

Vor 30 Jahren hätte man mit solchem Kokolores vielleicht noch die emanzipatorischen Bemühungen um Mädchensport an die Wand fahren können. Inzwischen jedoch gibt es Frauen, die gleich montags den sorgsam zusammengekehrten Gedankenmix einfach auseinanderfieseln und auf das reduzieren, um was es geht: um einen Propagandaversuch.
Eine ganz andere Frage ist, ob Jungen UND Mädchen in den USA nicht womöglich viel zuviel trainieren und zuviel organisierten Sport betreiben. Es gehört nämlich zu den merkwürdigen Entwicklungen in diesem Land, dass man Kinder nicht einfach nachmittags sich selbst und ihrer eigenen Kreativität überlässt, sondern sie gezielt in Programme hineinschiebt, in denen es nur in zweiter Linie um Sport und Körperertüchtigung geht. In erster Linie geht es um die Züchtung von Selbstbewusstsein, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit, also um den angewandten Darwin, der in den Vereinigten Staaten im menschlichen Zusammenleben ungefiltert zur Herausformung von Charakter und Persönlichkeit genutzt wird. Die Ellenbogen-Gesellschaft, die auf diese Weise perpetuiert wird, wurde vielerorts schon beschrieben und beklagt. Das müssen wir an dieser Stelle nicht noch einmal tun.
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