Der finanzielle Ertrag für einen Stipendiaten an der University of California liegt in einem hohen fünfstelligen Bereich: 35.810 Dollar kostet die Studiengebühr pro Jahr und für ein Zimmer plus Essen in der Mensa muss man 10.858 Dollar draufschlagen. Das ist für einen jungen Menschen, der sich ernsthaft um einen Studienabschluss bemüht, eine exorbitante Summe Geld. Erst recht, wenn man es mit vier multipliziert. Vier Jahre - solange studiert man in den USA bis zum Basisabschluss, dem sogenannten bachelor degree.
Aus der Sicht von einem jungen Menschen wie O. J. Mayo bedeutet die Ersparnis gar nichts. Der würde als begabter Basketballspieler lieber gleich nach dem Abschluss der High School seinen Namen in den Draft-Hut werfen und darauf hoffen, dass es ihm so ergeht wie den NBA-Profis Kobe Bryant, Kevin Garnett, LeBron James und so manchem anderen. Das sind Spieler, die ohne den Umweg über das College direkt in die beste Basketball-Liga der Welt eingestiegen sind. Dass die drei Genannten derzeit die Aushängeschilder der NBA sind, macht die Sache noch dubioser. Die Sache? Die Entscheidung von Commissioner David Stern, dass man im Alter von 18 Jahren noch nicht alt genug ist, um von einem seiner 30 Teams angeheuert werden zu können.
Ob die Restriktion sportlich begründet ist oder nicht oder ob sie nicht sogar rechtswidrig ist, soll an dieser Stelle nicht das Thema sein. Sondern vielmehr, welche Auswirkungen sie auf den Collegesport hat, der auf den einen Seite einem puristischen Amateurgedanken von anno dunnemals nachhängt und auf der anderen Seite ein riesiger Entertainmentbetrieb geworden ist - mit enormen Fernsehlizenzen und Zuschauerzahlen. Studentensport, ja. Aber in seinem angeblichen Edelmut und seiner angeblichen Reinheit so sehr verklärt, dass sich das Volk locker darüber hinwegsetzt, dass das Leistungsniveau dessen, was sie da sehen, deutlich unter dem der Profis liegt.
Die erste Auswirkung der NBA-Politik geht so: Spieler wie O. J. Mayo oder Greg Oden sind gezwungen, wenigstens ein Jahr an einem College zu verbringen und sich in das Leben dort einzufügen, obwohl sie nichts anderes im Sinn haben, als endlich mit den big guns um die Wette zu ballen. Abgesehen von dem Stipendium dürfen sie keine Geld- oder Sachgeschenke annehmen, die irgendetwas mit Sport zu tun haben. Keine Agenten treffen. Mit keinem Club über irgendeine Vorabsprache verhandeln. Sie sind die modernen Galeerensklaven eines Systems, das ihnen nur eine Chance ließe: ein Jahr aussetzen oder nach Europa gehen und dort spielen. Das jedoch kommt aus Vermarktungsgründen nur für die wenigstens in Frage. Sie wollen sich schließlich exponieren. Wie gesagt: Collegesport genießt eine enorme Beachtung.
Natürlich kann man den meisten selbstbewussten 18jährigen nicht einfach sagen, wo's lang geht. Regeln hin oder her. Und so wagten wir schon vor einem Jahr, als jene Geschichte über Mayo bekannt wurde, eine Prognose: "O. J. Mayo, das vielgepriesene Basketballtalent, das soeben seine High-School-Karriere beendete, und sein guter Freund, der den Kontakt zu Tim Floyd und USC in Los Angeles strickte, könnten gemeinsam noch in einen tiefen Topf Tinte geraten.") Heute stehen wir am Rand des Tintentopfes und weisen auf den neuesten Stand hin (besonders in den Kommentaren wird eine ganze Menge Müll hochgespielt, von dem niemand weiß, ob er stimmt),
Für Mayo bleibt die Sachlage ziemlich schlicht. Ihn kann die Aufsicht von der NCAA nicht belangen, auch wenn er gegen die Regeln verstoßen haben sollte. Denn er wird sicher in der ersten Draft-Runde von einem notleidenden NBA-Club verpflichtet. Ganz anders sieht es mit der Universität aus. Und wo wir schon dabei sind: Das ganze System gehört in Frage gestellt. David Stern, der als einer der Hauptschuldigen zu betrachten ist, sieht sich allerdings nicht in der Verantwortung. Er hat bereits eine neue Idee: Das Mindestalter auf 20 hochzuschrauben.
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