Wer wissen möchte, was Wayne Gretzky macht, falls die Phoenix Coyote nach Kanada transferiert werden: Er will sich nicht vom Fleck rühren. Komisch eigentlich. Und dann doch wieder nicht. Komisch: Gretzky ist Kanadier. Und er ist der Trainer der Mannschaft, die seit Jahren in der NHL nicht mehr auch nur einen Platz an der Sonne erobern konnte.
Doch wieder nicht: Als Minderheiteneigner des in Konkurs gegangenen Clubs gehört er zu den Geschädigten.
Gretzky schob in seiner Begründung, die er bereits vor ein paar Wochen gab (für den Fall des Falles), die Familie vor.
Übrigens sollte man nicht so sicher sein, dass die Coyotes nach Kanada wechseln, wo man in Hamilton (unweit von Toronto und nicht so viel weiter weg von Buffalo) bereits Eishockey-Teams hat. Zwar gibt es mit Los Angeles (den Kings und den Ducks in Anaheim) und New York (Devils, Rangers, Islanders) zumindest zwei Regionen, in denen sich Mannschaften um die Fans balgen. Aber die Beispiele zeigen bereits, dass man da an der Grenze des Finanzierbaren herumeiert. Die Devils bekamen im ersten Match der diesjährigen Playoffs nicht mal die eigene Halle ganz voll. Die Islanders sind ein Desaster.
Der Mann, der den Club haben und transferieren möchte, hatte schon neulich mit den Nashville Predators eine Show abgezogen (siehe seine Wikipedia-Seite mit der Geschichte über die bereits in den Verkauf gegangenen Jahreskarten). Jim Balsillie mag zwar ein heißer Kandidat sein, weil er hinreichend Geld hat und weil er ständig allen wirtschaftlich schwachen Clubs hinterherhechelt (sein erster Greifarm ging Richtung Pittsburgh). Aber wie dogfood auf allesaussersport andeutet: Es gibt da noch die NHL, den Commissioner und die anderen Club-Besitzer. Deren Macht und deren strategischer Blick auf die Zukunft sollte man nicht unterschätzen. Die Liga hat sich überdies durch einen besonderen Umstand in eine stärkere Position gebracht, die es ihr erlaubt, sich in die Abwicklung des Konkurses mit einzuschalten,, anstatt nur als Zaungast die Vorgänge zu verfolgen. Sie gehört zu den Gläubigern, nachdem sie zuletzt für einige Verpflichtungen des Clubs Geld ausgelegt hatte. Und die Gläubiger haben ein gewichtiges Wort, auch wenn ein Konkursrichter die letzte Entscheidung über Wohl und Wehe der Schuldentilgung hat.
Eines ist sicher klar: NHL-Eishockey in Phoenix sollte man abhaken und für die Zukunft vergessen. Aber in der gegenwärtigen Situation wäre es viel lohnender, die Liga um diesen Club zu streichen. Denn die Tatsache alleine, dass man in Hamilton Zuschauer fände, um die dortige Halle zu füllen, löst nicht das Dilemma der Liga: Sie hat keinen Fernsehvertrag in den USA, der Geld einspielt. Und in Kanada zahlt das Fernsehen bereits so gut es geht. Ein siebtes kanadisches Team in der NHL bringt mithin ganz bestimmt keine zusätzlichen Einnahmen aus dieser Quelle. Ein solches Manko wird auch nicht durch jenen Aspekt ausgewogen, wonach eine stärkere sportliche Rivalität in der Region die Begeisterung der Anhänger weiter am Köcheln halten würde.
Richtig ist sicher, dass eine Konzentration der Liga auf Schwerpunkte und Rivalitäten eine bessere Ausrichtung ist als der Versuch, sich flächendeckend in den USA festzusetzen. Aber das funktioniert auch in anderen Sportarten nur bedingt. Und das nicht nur im Baseball, wo sich die Lokalrivalen in unterschiedlichen Ligen aufhalten und sich nur selten über den Weg laufen. Aber damit kann man keine Milliardenunternehmen ernähren. Eine Sportart muss heutzutage im Fernsehen zünden und den dortigen Töpfen finanziert werden. Wer das nicht schafft, krebst nur herum.
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