14. Mai 2009

Über den Umgang mit Emotionen

Das Aus gegen die Denver Nuggets von gestern erlaubt Dirk Nowitzki, sich ganz auf einen offensichtlich extrem schwierigen Teil seines Lebens zu konzentrieren. Ich habe vor einer Weile das Wackelvideo auf Bild.de gesehen, wo der nicht genannte Reporter sanft und vorlagenmäßig dem Maveritzki die Chance gibt, sich doch mal zu äußern und etwas Klärendes zu sagen. Aber da kam nichts, außer einem zarten Hauch von zugekorkten Emotionen. Also bleibt den Medien die Kärrner-Arbeit (nein, nicht die Kerner-Arbeit...). Und deshalb hier die neueste Enthüllung. Die über Ms. Taylor und den NFL-Profi Tony Banks.

Ich gebe ja zu, man weiß gar nicht, wie man als Journalist damit umgehen soll, falls dann wirklich mal jemand vor der Kamera oder dem Mikrofon die Schleusen öffnet. Vor einer Stunde auf dem Golfplatz beim LPGA-Turnier in Clifton/New Jersey habe ich vorfristig ein Interview mit einer Profisportlerin beendet, weil sie den Tränen nahe war. Und es ging nicht um Diebstahl, Betrug, Vertrauensbruch und bohrende Fragen. Sie hatte schlecht gespielt und sich geärgert. Und jeder Versuch, sie davon abzubringen, sich allzu selbstkritisch selbst zu kasteien, war vergeblich. Ich musste an Tom Hanks in dem Film A League of Their Own denken, der seiner Frauenbasenballmannschaft zubrüllte: "There is no crying in baseball."


Das Turnier von den Toren von New York steht ganz im Zeichen von Michelle Wie, die sich in diesem Jahr über die Q School für die Tour qualifizierte. Ihre Pressekonferenz gestern war ein Beispiel, wie krass Sportler manchmal zumachen. Da wiederholte sie ständig, dass sie nicht über die Vergangenheit reden wollte, in der, wie wir alle wissen viel ziemlich unrund gelaufen ist. Gleichzeitig behauptete sie, dass sie davon gelernt habe. Die Worthülsen türmten sich und ließen einem mit einem leeren Gefühl zurück. Besonders wenn man erlebt, wie eine Frau wie Lorena Ochoa, die Nummer eins in der Welt, mit Fragen umgeht. Eine andere Güteklasse von Sportler – nicht nur auf dem Platz.

Noch eine Notiz über eine Ausnahmepersönlichkeit des Golfs: Die einstige Nummer eins Annika Sörenstam, die ihre Schläger in den Schrank gestellt hat, ist schwanger. So wie Cristal Taylor. Nur die Umstände scheinen befriedigender.

2 Kommentare:

Stephen hat gesagt…

Und was wird nun von Nowitzki erwartet? Das er heulend auf dem Schoß des Bild-Reporters hockt? Finde es nicht so dramatisch, dass er keinen Wert darauf legt, darüber groß und breit zu reden. Gibt ja schließlich genug, die an jeder Ecke aus ihrem Seelenleben plaudern.

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Ich erwarte nicht, dass einer heult. Ich bin eher platt, wenn es passiert. Was wohl daran liegt, dass wir alle mächtig konditioniert sind. Als Journalisten wollen wir zwar Emotionen von den Sportlern, aber das soll sich möglichst in triumphalen Gesten abspielen. Es darf auch gerne Wut und Zorn sein. Aber bei dem Rest der Palette blenden wir meistens aus. Mir ging es nur darum, dass man Nowitzki ganz deutlich ansehen kann, dass knapp unter der Oberfläche etwas schlummert. Was das ist, würde ich als langjähriger Beobachter seiner Karriere gerne wissen. Wie er das der Öffentlichkeit serviert, ist seine Sache. Das Argument: ist privat, soll privat bleiben, lasse ich nicht gelten. Das zählt nicht, wenn man sich mit einer gesuchten Straftäterin einlässt, die offensichtlich den Idealtyp des Golddiggers verkörpert. Sonst würde die Polizei und die Staatsanwaltschaft nicht auf den Plan kommen.