Wie jedes Jahr: Ja, es gibt den 1. Mai in Amerika. Nein, es ist kein Feiertag. Wir haben Labor Day Anfang September, immer ein Montag, immer ein Feiertag. Man kommt ohne Kundgebungen aus. Kein Wunder, angesichts einer allgemeinen Haltung, die die Gewerkschaften in eine Kuriosität verwandelt hat. Besonders in den Südstaaten ist man stolz darauf, dass die Arbeitnehmer so gut wie nirgendwo ihre eigenen Vertreter haben, die für sie kämpfen. Auch die Arbeitnehmer sind stolz darauf. Sie sind auch stolz auf ihre niedrigen Löhne, besonders in diesen Tagen, wenn man in Detroit und anderen Teilen der einst so mächtigen Autoindustrie alles kurz und klein haut, was auch nur nach einer Entlohnung aussieht, mit der man sich in den unsozialen USA eingermaßen komfortabel über Wasser halten kann. Dafür beten sie zum Beispiel in Tennessee am Anfang von öffentlichen Veranstaltungen (wie ich in der letzten Woche mal wieder aus nächster Nähe erleben durfte) und sprechen danach wie in einem Massengebet den Treueschwur (Pledge of Allegiance) auf die Fahne des Landes. Die Pastorin bat übrigens nicht nur um Segen für das (ziemlich schlechte) Essen, das uns bei der Gelegenheit serviert wurde, sondern auch für die Hände, die das Essen zubereitet hatten (also Arbeiter, die gewerkschaftlich nicht organisiert sind). Es waren jene Hände, die meinen Nebenmann einen seltsamen Gruß in den Salat gerührt hatten: die Spitze eines Fingers von einem Plastikhandschuh.
• Eine ganze Frisbeemannschaft in Oregon wurde vom Sport ausgeschlossen, weil einige Mitglieder ohne Hosen und ohne Unterwäsche angetreten waren. Wie auszüglich.
• David wer? Die Zuschauer der LA Galaxy warten auf die Rückkehr ihres berühmten Mittelfeldspielers. Vorher gehen sie wohl nicht mehr ins Stadion.
• Die erste Runde der NBA-Playoffs hat in diesem Jahr ein paar anregende Begegnungen produziert. Auch wenn, anders als beim Eishockey, wo es immer wieder Außenseiter-Erfolge gibt, am Ende meistens die auf dem Papier bessere Mannschaft gewinnt. Boston Celtics gegen Chicago Bulls mit ihren mehrfachen Mehrfach-Verlängerungen sind diesmal die größte Attraktion. Die Glückspilze der Saison sind die Dallas Mavericks, die sich am Ende der Tabellenrunde noch so gerade eben auf den sechsten Platz hangelten und auf diese Weise nicht nur den Los Angeles Lakers als Erstrundengegner auswichen, sondern mit den San Antonio Spurs (ohne Manu Ginobili) eine völlig wehrlose Truppe aus dem Rennen werfen durften. Ab Sonntag gegen die Denver Nuggets in der zweiten Runde sieht die Sache ganz anders aus. Verstärkt durch Chauncey Billups, der im Tausch für die Abwrackprämie namens Iverson aus Detroit kam, dürfte das Team den schönen Träumen in Dallas schnell und zackig das Licht ausmachen.
3 Kommentare:
Beim Ultimate Frisbee gibts ja auch immer mal wieder die berühmten Spiele Socks gegen No Socks. :-)
Kein großer Unterschied zu Deutschland. Hier kommt man am 1. Mai auch ganz gut ohne Kundgebung aus und die Gewerkschaften haben sich mit ihrer Politik, die noch im 19. Jahrhundert verharrt, ebenfalls zu Kuriositäten degradiert. Kaum ein denkender Mensch interessiert sich noch für sie. Um wenigstens mal ein bisschen Aufmerksamkeit zu erregen, versuchen Gewerkschaftler zuletzt "soziale Unruhen" herbeizufaseln.
@ love:
was hat sich in der position der arbeitnehmer seit dem 19. jahrhudnert denn strukturell geändert? sind sie jetzt diejenigen, die die arbeitsbedingungen, -zeiten und -löhne bestimmen? nein? dann sind ihre interessenvetreter doch ganz gut, wenn sie sich wie im 19. jahrhundert bewegen: die arbeit"geber" tun es ja auch!
schaunmermal wer alles so am 16. mai zum europäischen aktionstag nach berlin demonstrieren kommt: und wieviel davon denken können ;)
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