Das Wanderlust-Virus war in den letzten Jahren in der National Football League als ansteckende Krankheit im Grunde besiegt. Mal abgesehen von der Ödnis in Los Angeles hat die Liga wirklich alle Fernsehmärkte in den USA mit Teams besprenkelt, die sich ein solches Aushängeschild leisten können. Obendrein hat die konsequente Verteilung der enormen Fernseheinnahmen an alle Clubs und die härteste Salary Cap im amerikanischen Mannschaftssport etwaige Begehrlichkeiten weitgehend gedämpft. Die Sache läge anders, wenn die Politiker in Los Angeles und Umgebung mit attraktiven Stadienbauplänen winken würden. Dann kämen sicher eine ganze Reihe von Club-Eignern angerannt. Die New Orleans Saints vorneweg, die Oakland Raiders gleich hinterher. Aber dem ist nicht so.
Umso überraschender sind die lauten Geräusche in St. Louis, wo die Rams 1995 andockten, nachdem sie vorher in LA und dann in Anaheim gleich nebenan zuhause waren. Die Rams füllten eine Lücke, die mit dem Abschied der Cardinals 1987 nach Arizona entstanden war. Der eigentliche Grund für den Umzug der Rams war ein unwiderstehlicher Vertrag, der dem Club so gute wie alle Mietkosten in einem neuen Hallenstadion erließ. Aber solche Zückerli finden die Erben der vor einem Jahr verstorbenen Besitzerin Georgia Frontiere längst nicht ausreichend. Sie müssen auf die Hinterlassenschaft nämlich jede Menge Steuern bezahlen und sind weder flüssig, um dem Fiskus das Geld aus eigener Tasche zu bezahlen noch scheint ihnen derzeit irgendeine Bank die notwendigen Beträge leihen zu wollen.
Nachdem sie den Verkauf der Rams an einen Interessenten in St. Louis ohne Erfolg ventiliert hatten, soll nun die Investmenbank Goldman Sachs nach einem Käufer Ausschau halten. Und das könnte gut und gerne jemand sein, der mit dem Team nach Westen umziehen will. Denn die einst so attraktive Halle mit jenem Kunstrasen, auf dem die von Kurt Warner angetriebenen Rams Tempo-Football der allerschnellsten Kategorie inszenierten, wirkt längst alt und angeschrammt. 30 Millionen Dollar werden zur Zeit hineingesteckt. Aber das könnte sich als verlorene Liebesmüh erweisen. Der Club hat einen Mietvertrag, der es ihm erlaubt, spätestens 2014 mit dem Hinweis auf eine unzureichende Ausstattung das Weite zu suchen.
Die Entwicklung sieht demnach nicht nach einer baldigen Nacht- und Nebelaktion aus, sondern nach einer, die sich mittelfristig zuspitzen wird. Minderheiteneigner der Rams ist übrigens Stan Kroenke, den wir nicht nur als Besitzer der Denver Nuggets (NBA), Colorad0 Avalanche (NHL), Colorado Rapids (Major League Soccer) kennen, sondern auch als einer der Amerkaner, der in der Premier League seine Finger im Spiel hat (Arsenal). In der NFL kann er nichts mehr werden als ein Minderheitenanteilseigener, solange er in den anderen Ligen mitmischt. So streng sind hier die Statuten. Aber das heißt ja nicht, dass seine Stimme bei einer Entscheidung über die Zukunft der Rams nichts gilt. Es steht ja auch sein Geld auf dem Spiel (via SportsbyBrooks)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen