Rund um die Entscheidung von Allen Iverson, seine Karriere als NBA-Spieler zu beenden, kreiste gestern eine hübsche Petitesse aus dem von vielen eitlen Menschen durchsetzten amerikanischen Sportmedienalltag. Im Mittelpunkt des Vorgangs: der Sportjournalist Stephen A. Smith, der einst als Kolumnist beim Philadelphia Inquirer unter Vertrag war und seinen beruflichen Aufstieg weniger seiner – eher beschränkten – Kapazität als Schreiber zu verdanken hat, sondern seinen hervorragenden Beziehungen zu den Philadelphia 76ers während der Iverson-Periode.
Seine Laufbahn, die viel damit zu tun hat, dass Smith im Fernsehen mit seiner scheinbar beredten Art und seinem ungebrochenen Selbstbewusstsein ganz gut einen scheinbar durchblickenden Experten gibt, katapultierte ihn von dort aus bis in die höheren Hemisphären von ESPN. Dort bekam er seine eigene Talk-Show (Quite Frankly With Stephen A. Smith), die allerdings aus Mangel an Zuschauerinteresse wieder eingestellt wurde. Parallel lieferte er beim Inquirer immer noch Texte ab, wenn auch zunehmend aus der Ferne und offenbar hauptsächlich auf dem Blackberry getippt. Weil der Inhaltsquotient gegen Null ging, die Fehlerquote aber stieg, trennte sich die Zeitung abrupt von Smith, nachdem sie ihn zunächst zu einem normalen Reporter herabgestuft hatten.
Weil dieser Abschied nicht von den Tarifvereinbarungen mit der zuständigen Journalistengewerkschaft gedeckt war, musste der Verlag seinen teuersten Mann wieder einstellen. Aber seitdem streitet man sich über die Details des Arbeitsverhältnisses. Und so stellte Smith seinen Iverson-Scoop einfach auf seiner eigenen Webseite ins Schaufenster und ließ den Inquirer im Dunkeln.
Fernsehzuschauer einer Kabelsendung, in der er immer wieder Meinungsmacher für alles mögliche inklusive Politik und Barack Obama auftritt, erfuhren immerhin, dass Smith vermutet, dass Iverson sich das alles noch mal überlegt und vom Rücktritt zurücktritt. Allen ist schließlich erst 34 Jahre alt.
Smith über sich selbst in einem Flickr-Video.
Blick zurück: Ein erster Hinweis auf den "am meisten verlachten Sportschreiber des Landes"
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