11. November 2009

Fußball-Power-Index: Silver sieht Gold

Wenn man bei der Präsidentschaftswahl vor einem Jahr den Ausgang der Abstimmung in 49 von 50 Staaten richtig vorausgesagt hat und das mit dem Hinweis auf eine kluge Auswertung vorhandener statistischer Daten begründen konnte, sollte man keine Zeit verschwenden und sich größeren Aufgaben zuwenden. Schließlich findet im nächsten Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Eine Veranstaltung, bei der nur wenige der 32 Mannschaften ernsthaft für einen Titelgewinn in Frage kommen. Je weniger Aspiranten von echtem Schrot und Korn, desto leichter lässt sich das Thema zu einer prickelnden Versimplung zuspitzen: Wer wird es denn diesmal, wenn nicht Brasilien, Italien, Frankreich oder Deutschland?

Das weiß Nate Silver zu diesem Zeitpunkt natürlich auch noch nicht. Trotzdem hat er schon mal die Eckdaten für seinen Soccer Power Index zusammengetragen, der online von ESPN unters Volk gestreut wird. Natürlich kann man sich fragen, was denn wohl Nate Silver für statistische Werte abgreift und ob die Eckdaten einer seriösen Prüfung stand halten. Klar ist vermutlich nur eines: dass die Konkurrenz, die FIFA-Rangliste, einem überhaupt keine Anhaltspunkte über die relative Spielstärke einzelner Nationalmannschaften gibt. Weshalb eigentlich fast jede andere Auflistung zumindest genauso aussagerkäftig ist. Hier mal ein paar Beispiele, wie weit Silvers Kalkulationen die Tabelle durcheinanderwirbelt:

FIFA hat England auf sieben, Chile auf 17 und Uruguay auf 25. Silver, der sich einst im statistikbesessenen Baseball einen Namen gemacht hatte, gibt England den dritten Platz, Chile den achten und Uruguay den zehnten. Italien sackt vom vierten auf den zwölften Rang. Jogis Jungs werden auf dem sechsten Platz geführt, eine Position schlechter als in der FIFA-Liste. Das Silver-System berücksichtigt mehr als nur die Resultate der Spiele von Nationalmannschaften. Es bemuht sich auch um eine Gewichtung der Leistungen von Stammspielern im Rahmen ihrer Arbeit auf Clubebene in vier europäischen Ligen – England, Spanien, Italien und Deutschland. hier ist die aktuelle Tabelle. Und hier die Geschichte über Silver im Wall Street Journal.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sehr interessantes Thema. Es wird Zeit, dass sich die Fußballbranche endlich auch aufmacht, das Recruiting von Nachwuchsspielern mit nachvollziehbaren Daten zu unterstützen. Vielleicht übernimmt die MLS hier ja eine Vorreiterrolle.