30. November 2009

Wie man sich lächerlich macht

Die einstmals ziemlich angesehene Sportzeitschrift Sports Illustrated arbeitet seit Jahren an einem Sinkflug, der nur zum Teil auf die Anziehungskraft des Internets zurückzuführen ist. Und auch nur zum Teil auf die Anstrengungen von ESPN, wo man mit einem zweiwöchentlich erscheinenden Magazin der wöchentlich publizierenden Konkurrenz auf den Fersen ist. So wie der Spiegel nie von Focus ernsthaft in Sachen journalistisches Angebot in die Enge getrieben wurde, sondern zu seinem eigenen größten Feind wurde, so hält man es auch bei SI: Was man selbst erledigen kann, das tut man. Und sei es die eigene Entleibung. Seppuku auf Raten, ganz stilvoll und ganz langsam. Wenn auch allerdings ohne den Charme der japanischen Samurai-Tradition, wo man mit dem Selbstmord im gesellschaftlichen Kontext seine Ehre wiederherstellen konnte.

Solche Selbstvernichtungsmechanismen ziehen in Redaktionen ein, sobald sie die wichtigste Währung ihres eigentlich überflüssigen Produkt ignorieren: ihre Relevanz. Im Fall von Sports Illustrated lässt sich das an einem simplen Beispiel zeigen. Da bemüht man sich seit ein paar Jahren, dem quer durch alle Sportarten betrachtet erfolgreichsten Athleten unserer Zeit den Titel "Sportler des Jahres" NICHT zu geben. So wurde in jenem Jahr, als die Miami Heat die Dallas Mavericks die NBA-Meisterschaft aus den Händen rissen, ein gewisser Dwayne Wade mit dieser Auszeichnung bedacht. Dann musste es unbedingt Brett Favre sein. Zwischendurch sah man sich genötigt, Schwimmer Michael Phelps zum Top-Mann des Jahres auszurufen. Und in diesem Jahr hat man auch wieder einen Pappkameraden gefunden: Derek Jeter von New York Yankees. Derek f...ing Jeter???

Irgendwo in der Internet-Walachei von si.com hat Redaktionsmitglied S. L. Price sanften Widerspruch deponieren dürfen. Es ist die simple Begründung dafür, weshalb man irrelevant wird, wenn man einen der besten Sportler aller Zeiten nicht würdigt. Schon gar nicht in dem Jahr, in dem er durch weitere Grand-Slam-Erfolge seinen Status zementiert hat.

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