
Sportinteressierte außerhalb der USA und der Karibik haben es nicht ganz leicht, die Sachlage auf Anhieb zu verstehen. Selbst wenn es um einen im Grunde eher simplen Verdacht auf Wirtschaftsstraftaten wie Betrug und Unterschlagung geht. Also sollte man vielleicht erst einmal erwähnen, dass die Dominikanische Republik, gemessen an der Bevölkerungszahl (10 Millionen Einwohner)

Dieses Reservoir wird von Major League Baseball sehr konsequent ausgeschöpft. Wahrscheinlich hätte die Liga lieber ihre Finger in Kuba, um dort die fertig ausgebildeten Talente abzuschöpfen, die man dort permanent mit hervorragenden Trainern und aufgrund einer hochstehenden Spielkultur ausbildet. Aber der Nachwuchs eine Insel weiter ist durchaus eine gute Alternative. Denn der ist billig zu haben. Die Spieler sind anpassungsfähig bis unterwürfig (aus Angst, die Aussicht auf ein gutes Einkommen zu vermasseln). Und der Selektionsprozess der Farm Teams von den Rookie Leagues über die Minor Leagues hinauf bis in die Majors existiert bereits. Man muss also für die jungen Spieler aus der Karibik – abgesehen vom Auffinden der attraktivsten Talente – keinen großen Extra-Aufwand treiben.
Die Zahlen auf dieser Seite mögen der Zeit ein wenig hinterherhinken. Aber sie deuten den wirtschaftlichen Effekt an, den die Anbindung an den Profi-Baseball in den USA für die DomRep bedeutet: Um die 75 Millionen Dollar pro Jahr stecken die Clubs zusammen vor Ort in ihre Arbeit. Sie unterhalten sogenannte Academies, zahlen Boni bei Vertragsabschlüssen (um die 40.000 Dollar pro Kandidat) und betreiben eine Summer League. Die Verlockungen sind für die Einwohner eines armen Landes ziemlich groß. Weshalb immer wieder Spieler, die nach den US-Regeln eigentlich schon zu alt sind, mit gefälschten Geburtsdaten antreten.

In diese Gemengelage platzte die Nachricht von den FBI-Aktivitäten (Hinweis: Herunterscrollen bis Stichwort Baseball). Sie kam den Verantwortlichen sicher höchst ungelegen. General Manager Jim Bowden bestreitet allerdings nicht nur, irgendetwas über die mutmaßlichen Machenschaften zu wissen. Er erklärte nach dem Besuch der Bundespolizei, dass sie sich für ihn persönlich gar nicht interessiert habe. Das ist gut möglich. Ein Teil der Recherchearbeit des FBI besteht aus der Beschaffung von Grundlageninformationen. Besonders bei komplexeren Sachverhalten, die nicht zum Alltag der Ermittler gehören. Und da die Zentrale in Washington ist, werden sie vermutlich immer erst einmal im engeren Radius mit der Arbeit anfangen. Auffällig ist allerdings, dass Bowden der Öffentlichkeit nicht alles erzählen will, was bei der Befragung auf den Tisch kam. Man sollte davon ausgehen, dass er mehr über das Untersuchungsverfahren weiß, als er zugeben möchte.
Übrigens arbeitet nicht nur das FBI an der Aufklärung der Angelegenheit, sondern auch die Liga selbst. Der Ausgangspunkt für die Ermittlungen muss ein Hinweis gewesen sein, der vor ein paar Monaten aus den Reihen der Chicago White Sox kam.
Einige der berühmtesten Spieler von der Insel sind: Sammy Sosa, Albert Pujols, Pedro Martínez, David Ortiz, Manny Ramírez, Miguel Tejada und Alfonso Soriano.
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