22. Juli 2008

Benzing bekommt in Michigan kein Stipendium

Für den deutschen Basketball werden die Erfahrungen im Umgang mit dem amerikanischen Collegesystem immer bizarrer. Nachdem im letzten Jahr die beiden Nachwuchsspieler Lucca Staiger und Fabian Böke für ein Jahr auf die Bank verbannt wurden und erst im kommenden Herbst für ihre Universitäten Washington State und Iowa State antreten dürfen, erhielt Robin Benzing gleich vorneweg die rote Karte. Es wird also nichts aus dem neulich gemeldeten Studium in Ann Arbor an der University of Michigan.

Was genau passiert ist, wurde aus der Presseerklärung und einer AP-Meldung vor ein Tagen nicht deutlich. Eine Andeutung in der Chicago Tribune weist auf ein neues Problem hin: Hatte Benzing womöglich nicht die Noten, die man braucht, um ein Stipendium zu bekommen? Staiger und Böke wurden das Opfer einer verschärften Auslegung der Amateurregeln seitens der NCAA. Für Staiger wurde sogar eine Online-Petition angeschoben, die mehr als 3000 Sympathisanten fand, und eine eigene Webseite gestartet: FreeLucca.com. In der Zwischenzeit wurde er auch noch das Opfer einer eigenartigen Politik: Im Staat Iowa können Menschen unter 21 nicht einfach in jede Kneipe gehen. Und wenn sie dabei ihr Alter nach oben lügen und erwischt werden, müssen sie sogar noch eine Busse bezahlen. Staiger ist 19 Jahre alt und damit auch in den USA voll geschäftsfähig. Aber amerikanische Alkoholgesetze berücksichtigen solche Sachverhalte nicht.

Die erste Hürde betreffend der rein schulischen Seite hat ein weiterer Spieler, Christopher Niemann, inzwischen genommen. Er wurde von der Universität Nebraska verpflichtet. Aber vor September wird in Lincoln niemand wissen, ob die NCAA eine ähnliche Strafaktion vorhat wie im Fall von Staiger und Böke. Auch Niemann hat an der Urspring-Schule Abitur gemacht, einem Internat, an dem Trainer Ralph Junge den talentierten Nachwuchs parallel in der Zweiten Bundesliga spielen lässt – bei Ehingen. Und darin besteht der Knackpunkt. Die NCAA betrachtet die Tatsache, dass diese Mannschaft auch Profis einsetzt, als Verstoß des Amateuerstatus für Spieler wie Junges Internatszöglinge, die überhaupt kein Geld erhalten. Der Coach hat vor Monaten auf einer Reihe in den USA versucht, die Probleme ganz grundsätztich in Gesprächen mit der Collegeaufsicht abzuklären. Der Fall Niemann wird zeigen, wie sehr das gefruchtet hat.

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