Die Fragezeichen um die Legitimität der Leistung von Dara Torres werden immer größer. In den Kommentaren zum Beitrag vom Montag stapeln sich die Hinweise, die alle den Verdacht erhärten, dass eine Frau mit 41 nicht schneller schwimmt als mit 21, wenn sie einfach immer nur fleißig trainiert und einen Stab von Masseuren beschäftigt. So ein Athletenkörper braucht mehr. Zum Beispiel illegale Substanzen. In den USA hat seit dem Ende der Trials in Omaha ein Eiertanz um die Frage begonnen: Dürfen und müssen wir als Journalisten jede ungewöhnliche Leistung anzweifeln? Brauchen wir nicht einen Rest an Naivität, um uns den Spaß am Sport zu erhalten? Und so was wird dann noch angereichert über dümmliche Beiträge wie den von Gwen Knapp im San Francisco Chronicle, wonach angeblich nur die Frauen im Sport stark in Verdacht geraten, Männer aber nur dann kritisch angegangen werden, wenn die Testresultate bereits vorliegen. Diesen Unsinn hat Steroid Nation auf hervorragende Weise ad absurdum geführt.
Was in diesem Zusammenhang zu erwähnen wäre, ist nicht nur die Tatsache, dass mit Amy van Dyken auch eine Schwimmerin als BALCO-Kundin enttarnt wurde (aber davon kam, weil sich die investigativen Journalisten auf andere Sportler konzentrierten). Es gibt da ein Zitat in der Washington Post aus dem Jahr 2004, dass einen aufhorchen lässt. Danach musste Dara Torres vor Sydney keinerlei Doping-Tests absolvieren, konnte sich also theoretisch ungestört ein schönes Fundament an Leistungsreserven einpfeifen, mit dem sie bei den Spielen stark genug war, um ein paar Medaillen einzufahren. Damals hat ihr eigener Trainer sich zwar über den Mangel an Tests beschwert, aber dass Trainer nicht allesamt sauber sind, wissen wir mittlerweile auch. Siehe der ehemalige Coach von Marion Jones und Justin Gatlin.
Der bislang größere Skandal ist allerdings, dass es keine Informationen über die Aussage von Amy van Dyken bei den BALCO-Ermittlungen gibt. Die kotzfreche Schwimmerin, die einst einer Gegnerin provokativ in die Bahn spuckte, um ihre Abneigung deutlich zu machen, war auch damals in San Francisco kein Freudenspender, als sie Journalisten vor dem Gerichtsgebäude, die sie nicht erkannten, ihren Namen nicht nennen wollte. So als habe sie etwas zu verheimlichen. Als dieser Name jetzt von Gary Hall im Rahmen seiner Tirade gegen Doping im Schwimmen genannt wurde, schoss sie giftig zurück: Vorwürfe, sie habe leistungssteigernde Mittel genommen, seien "verleumderisch, unerhört und entbehren jeder Grundlage". Nun würde man sich angesichts solcher Retourkutschen einen Zivilprozess wünschen, durch den die Öffentlichkeit endlich Akteneinsicht erhält. Vielleicht hat van Dyken ja den Mut, Hall zu verklagen.
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