Die Geschichte über den seltsamen Saisonbeginn der Dallas Mavericks in der Donnerstagausgabe der FAZ enthielt keinerlei Geheimwissen (mal abgesehen von dem schon etwas älteren Gerücht aus dem Umfeld der Mannschaft, das bislang noch nirgendwo groß gelaufen war, wonach Avery Johnson letztes Jahr Dirk Nowitzki abgegeben hätte, wenn er dafür Kevin Garnett oder Kobe Bryant bekommen hätte). Aber sie enthielt ein Gedankenspiel, das man in der Beschäftigung mit dem Team nicht mehr länger vom Tisch fegen kann. Wie werden Mark Cuban und das Management des Clubs auf die Resultate reagieren, nachdem knapp zehn Prozent der Saison absolviert sind und die Zeit allmählich drängt? Antwort (zugegeben sehr spekulativ): Mit einem Trade. Denn dass sie Trainer Rick Carlisle feuern, der erst seit ein paar Wochen seinen Job macht, ist quasi ausgeschlossen.
Sobald man aber über einen Trade nachdenkt, der substanziell etwas an der Lage ändern soll, muss man auch den Namen Dirk Nowitzki nennen.
Erstens: Der Club bekommt für niemanden mehr Gegenwert als für ihn.
Zweitens: Josh Howard ist zwar ein nut case, aber zur Zeit in Dallas auf jeden Fall sein Geld wert (wenn er gerade mal nicht verletzt ist).
Drittens: Jason Kidd ist keine Verstärkung, aber wer will den haben? Ganz abgesehen von der Trade-Mathematik, die verlangt, dass der Tauschpartner einen Gehaltsgegenwert abgeben muss, für den man angesichts des Verdienstniveaus von Kidd unglaubliche Verrenkungen anstellen muss (man erinnere sich an den Tausch der Mavericks mit den Nets, der fast nicht zustande gekommen wäre).
Viertens: Die chronische Notlage auf der Center-Position wird man nicht durch irgendeinen anderen NBA-Center beenden können. Auf dem Markt schwirren keine reizvollen Alternativen herum. Was man sich ertauschen kann, gehört in die Preisklasse Joakim Noah. Alles nur Leute mit Potenzial. Wer will so lange warten, bis die wirklich gut sind?
Fünftens: Alle kleinen Bastelarbeiten an der Zusammensetzung der Mannschaft machen einen Bogen um den großen Problemkreis: Dirk Nowitzki als Leistungsträger und Kapitän spielt (mal abgesehen vom Saisonauftakt, als er glänzte) nicht wie ein Leistungsträger und Kapitän. Ehrlich gesagt: Der Mann braucht – nach zehn Jahren Dallas – eine Luftveränderung. Wenn die Geschichte mit Don Nelson nicht so verfahren wäre, würde ich denken: Den Golden State Warriors müsste der 30jährige und sein Vertrag hervorragend ins Konzept passen. Aber wie feilscht man mit seinem eigenen Sohn (Donnie ist der Basketball-Chef in Dallas)? Und wie verhandelt man mit einem Mann (Mark Cuban), der einem nicht die Butter aufs Brot gönnt?
Sechstens: Andere denken neuerdings ähnlich: "At what point do you consider trading Dirk and just starting over?" (The Big Lead). Einer bringt den "Discount Superstar" bereits mit Detroit in Verbindung ("drei Monate davon entfernt, zu einem 1991er Tom Chambers zu werden"). Oder sie erwägen es, aber halten es für eine schlechte Maßnahme. Interessant: In Deutschland überlassen die Publikationen das Nachdenken über den Stand der Dinge offensichtlich lieber ihren Kommentar-Schreibern. Beispiele: am Freitag in der Welt und in Spox.
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