Das Rad, das die digitale Revolution in den Medien in Bewegung gesetzt hat, dreht sich jeden Tag ein kleines bisschen weiter. Die jüngste Bewegung ist allerdings schon ziemlich bemerkenswert: Jay Mariotti, Kolumnist des Boulevardblatts Chicago Sun-Times und regelmäßiger Gast der ESPN-Pseudo-Gedankenschlacht Around the Horn, hat seinen Posten geräumt. Und zwar aus freien Stücken. Und jetzt kommt es: Der Grund: Mariotti hat er während der Berichterstattung von den Olympischen Spielen in Peking die Zukunft gesehen: die Arbeit fürs Web. Nun muss man diesen Burschen, Typ Kotzbrocken meets Narziss, nicht in jedem Fall ernst nehmen. Aber als eine der etwa 20 Figuren im US-Sportjournalismus, deren Namen einem landesweiten Publikum etwas sagen, wird sein Schritt sicherlich stark beachtet.
Rein taktisch dürfte hinter seinem Verhalten jedoch Folgendes stehen: Erst im Juni hatte er eine Verlängerung seines Vertrages für drei Jahre unterschrieben. Ein neuer Arbeitgeber, der ihn abwerben will, würde sich die Finger verbrennen, wenn er sich in diese Rechtsbeziehung einmischt. Also muss Mariotti als erstes kündigen, ehe er formal mit jemand anderem verhandeln kann. Alle Fingerabdrücke zeigen: die Spur führt zu ESPN.
Zu empfehlen: ein Abstecher zum Blog Fire Jay Mariotti, der folgende Headline produzierte: "Mariotti feuert sich selbst. Blog macht trotzdem weiter".
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