2. Juni 2008

Mehr Glauben als je zuvor

Wir erhalten seit Jahren Stück für Stück durch die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden den Nachweis serviert, dass die amerikanische Leichtathletik konsequent jede Form von fairem Wettbewerb mit Hilfe von Doping unterwandert hat. Ihre Medaillen und Rekorde und die finanziellen Erträge, die damit verbunden waren, basieren auf chemischen Hilfsmitteln. Es waren nicht die Insider, die diese Epidemie aufdeckten, sondern Leute von draußen, die skeptisch waren und sich nicht von den Lügen der Täter beeindrucken ließen.

Am Samstag wurde in New York ein neuer Weltrekord über 100 Meter aufgestellt. Von einem Mann, der so gut wie keine offiziellen Rennen über die Strecke zu Buche stehen hat (er ist 200-Meter-Spezialist). Aber alles, was die Insider produzieren, sind solche Behauptungen:

“I think we can believe these performances more than ever before,” Wittenberg said. “I think there’s a higher level of fear among agents, coaches and athletes than before, and I think that is serving us well.”


An diesem Statement von Mary Wittenberg, die als Chefin des New York Road Runners Club unter anderem für den New York Marathon verantwortlich ist, fällt die seltsame Zuversicht auf. Sie vermag den Athleten "mehr als je zuvor zu glauben". Eine solche Ansicht aus Absurdistan bedeutet, dass man, nachdem man den Lügnern von einst schon immer geglaubt hat (und hinterher eines besseren belehrt wurde), den Aktiven von heute noch mehr glauben soll. Angeblich weil das gleiche Testsystem, das die alten Vergehen nicht aufspüren konnte, so viel besser ist als früher. Tatsächlich war das Testsystem noch nie gut genug, um Leute zu fangen, die vorsichtig und mit sehr viel Präzision den Ratschlägen ihrer Berater folgten. Gefangen wurden nur die Dummen. Die Schlauen schlüpften durch das Netz und werden es auch heute noch schaffen.

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