Der Hinweis auf diesen Post kam von Kommentator sunny2k1 bei allesaussersport, verdient aber vielleicht noch mehr Beachtung. Denn die Essenz lautet: die Live-Übertragungen von der Fußball-Europameisterschaft in den USA waren ihren Einsatz wert. Alle Begegnungen gingen bei ESPN und seinen unterschiedlichen Kanälen über den Sender, zwei (inklusive des Finales am Sonntag bei der Network-Schwester ABC.
Warum ist das wichtig?
Erstens, weil die treibenden Kräfte bei ESPN International, die sich seit Jahren sachte, aber sicher in den europäischen Markt vortasten, ihren Bossen bei Disney dokumentieren können, dass Fußball funkt, selbst wenn keine amerikanische Mannschaft mitmacht. Die Quoten sind auch deshalb nicht von Pappe, weil man sie nachmittags an Werktagen einfahren konnte und weil man an einem Tag sogar die Golf-Konkurrenz geschlagen hat.
Zweitens, weil auch dieser Zyklus (nach der Arbeit während der WM vor zwei Jahren) gezeigt hat, dass man sich in der Beschäftigung mit Fußball endgültig von dem Bild eines imaginären Zuschauers gelöst hat, der nichts von Fußball versteht. Auch wenn Co-Kommentator Andy Gray im Studio in Bristol in Connecticut saß, gab er einen sachverständigen Eindruck. Der Schotte, an dessen ausgeprägten Akzent sich Amerikaner gewöhnen mussten und der sonst in England die Premiere League mitüberträgt, repräsentiert einen neuen Standard für USA-Fernsehen. Das kam an und fiel auf.
Drittens, so etwas stärkt die Hand von ESPN, sollten sie ernsthaft um die Fernsehrechte der Premier League mitbieten. Und erst recht, falls sie sie bekommen und die Spiele in den USA ausstrahlen (mal abgesehen davon, was sie in Europa mit den Rechten anstellen würden, ob sie die weiterreichen oder eigene Kanäle aufbauen oder existierende Läden wie DSF aufkaufen). Wie sich die Begeisterung der Amerikaner für Fußball entfachen lässt, konnte man im letzten Jahr mit dem Auftauchen von David Beckham sehen. Der Hollywood-Paparazzi-Lärm rund um seinen Wechsel ist zwar inzwischen abgeflaut. Aber LA Galaxy hat noch immer zuhause die Bude voll. Die Mannschaft spielt besser und wird in den Playoffs sicher wieder mehr Leute neugierig machen. Bilder aus der Premier League (wie jetzt schon aus der Champions League), erhöhen das qualitative Angebot im Fernsehen für jene Amerikaner, die Fußball mit Sachverstand verfolgen (davon gibt es immer mehr) und legt den Schalter endgültig um – weg von der dümmlichen Theorie, dass man auf dem Niveau eines Peripher-Zuschauers arbeiten muss.
Viertens: Im nächsten Jahr gibt es eine Neuauflage der Frauen-Profiliga. Das hat direkt überhaupt nichts mit der EM zu tun, aber indirekt eine Menge. Frauen sind in den USA das Reservoir schlechthin für das Interesse an der Sportart. Denn die amerikanischen Frauen spielen im sportlichen Weltmaßstab eine Rolle und verfügen über hervorragenden Nachwuchs.
Trotzdem ist die Resonanz von der EM ein wenig durchwachsen. Man schaue sich nur mal den Erfolgs-Blog The Big Lead und seine Prognose für die Viertelfinalbegegnungen an: Da lag man so daneben wie schon gar nicht mehr danebener geht. Vier Spiele und vier falsche Vorhersagen spricht nicht für Kompetenz.
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