"The Times They Are A-Changin'" ist eine ziemlich berühmte Zeile und auf vieles anzuwenden. Auch auf die Los Angeles Times, eine der auflagenstärksten Zeitungen der USA. Das Blatt baut Personal ab, um bei sinkender Auflage und abnehmenden Anzeigenumsätzen auch weiterhin Umsatzrenditen von oberhalb der 10 Prozent zu erwirtschaften. Da wirft man dann schon mal redaktsionsintern neugierig ein Auge nach draußen auf den Rest des Medienalltags und stellt beruhigend fest: The times they are a-changin' - bei den Sportbloggern, die nach zwei Jahren kantenscharfem kreativen Daseinskampf mit einer neuen Entwicklung fertig werden müssen - mit Erfolg und Beachtung (sicher bald auch mit Umsatzrenditen). Und mit dem Weiterwandern des qualifizierten Personals in andere, etablierte Abteilungen des Medienbetriebs.
So verlässt Will Leitch Deadspin, nachdem er die Seite mit seinem Dreh und enormer Energie zur Nummer eins gemacht hat. Er geht zu New York Magazine, einer Urmutter des Stadtillustrierten-Formats, deren journalistische Kompetenz umumstritten ist. Dort lebt man - noch - von der Printausgabe, zumal sie Programminformationen aus dem New Yorker Kulturleben enthält, die man zwar genausogut online abgreifen kann, aber nirgendwo so übersichtlich dargeboten findet (es sei denn man kauft TimeOut, der anderen Urmutter, die einst in London gestartet wurde und seit mehr als zehn Jahren auch in New York existiert). Es handelt sich dabei um Programminformationen, die ein anzeigenträchtiges redaktionelles Umfeld bieten.
Leitch hat vor dem Abgang erst mal gemeckert, weil ihm an dem Artikel in der Los Angeles Times die Logik besonders eines dort zitierten Bloggers (Big Lead's Jason McIntyre) nicht gefällt: Dass man als erfolgreicher Blogger anders an seine Arbeit herangeht - vorsichtiger und sicher auch weniger streitbar und angreifbarer. Wills Attacke ähnelt einer Politdiskussion im Fernsehen. Da werden oft Sachen gesagt, um etwas Gegensätzliches loszuwerden.
Tatsächlich sind die Trends unabsehbar. So wie Leitch abwandert zum Establishment werden auch Sportblogs demnächst zum Teil des Medienestablishments werden. Und als solche werden sie erstens die spitze Feder weglegen und vor allem nicht mehr frechweg irgendwelche haltlosen Gerüchte streuen. Das Problem ist simpel. Man wird nicht ernst genommen, wenn man nicht seriös arbeitet. Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit sind nun mal die wichtigsten Währungseinheiten im Medienbetrieb.
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