Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung von heute, 8. Juni
"Von dem alten Kontrast im Spielstil der beiden Teams ist nichts geblieben. Die Lakers waren mit ihrer Showtime-Offensive und ihrem Hollywood-Publikum stets auf Entertainment bedacht, während die Celtics eher nüchtern und eckig spielten. Trotzdem etikettieren viele Beobachter die herbeigesehnte Finalserie als Neuauflage der alten Rivalität. Die Sentimentalität zeigt Wirkung. Nachdem die Liga in den letzten Jahren, in denen die San Antonio Spurs regelmäßig mit ihrem methodischen Basketball den Goldpokal holten und die Einschaltquoten massiv absackten, machte allein die Aussicht auf eine Lakers-Celtics-Serie in den ersten Play-off-Runden Millionen von Zuschauern neugierig. Im Vergleich zum vergangenen Jahr stiegen die Zahlen um mehr als zwanzig Prozent. Der Trend nach oben dürfte nicht nur an der Grundkonstellation liegen - eine Best-of-seven-Serie zwischen zwei populären Mannschaften von der West- und der Ostküste - und auch nicht an den nostalgischen Erinnerungen der älteren Fans. Der größte Reiz besteht in den Protagonisten auf dem Spielfeld. Da ist auf der einen Seite Kobe Bryant, der unbestritten populärste Spieler der NBA, der nach einem Sommer, in dem er das Team verlassen wollte, dank der Verpflichtung des Spaniers Pau Gasol einen erstklassigen Nebenmann erhalten hat und zum Führungsspieler gereift ist.
Auf der anderen Seite: Kevin Garnett, der beste Allround-Spieler in der NBA, der nach Art eines braven Kärrners jahrelang in Minneapolis seine Mitspieler mitschleppte, ohne auch nur je in die Nähe eines Titels gekommen zu sein. Sein Wechsel nach Boston war die spektakulärste Spielertauschaktion der vergangenen zwanzig Jahre. Eingerahmt wird der defensivstarke Reboundspezialist von den beiden erfahrenen und wurfstarken Mannschaftskameraden Ray Allen und Paul Pierce, die ebenfalls noch nie ihr ganzes Können zeigen konnten, weil sie noch nie im Finale standen."
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5. Juni
"... anders als Bryant, der in seiner Karriere bereits dreimal Meister war, haben die drei sich und ihren Fans noch eine Menge zu beweisen.Wie viel, das können sie jeden Abend beim Blick hinauf unter die Decke der Halle sehen. Da oben hängen, schön ordentlich aufgereiht, wie Wäsche auf der Leine, jede Menge Stofftücher. Auf einigen steht jeweils das Jahr, in dem die Celtics in der 62-jährigen Geschichte der NBA Meister wurden - 16 Mal, so viel wie kein anderes Team. Die anderen tragen die Namen ehemaliger Spieler, deren Rückennummer aus Respekt vor ihrer Leistung offiziell aus dem Verkehr gezogen wurde.
Keine Mannschaft hat im Laufe der Jahre auf diese Weise so viele Profis geehrt wie die Boston Celtics. Von 00 bis 35 wurde so gut wie jede Zahl zu den Akten gelegt. Als vor sechzehn Jahren die 33 von Larry Bird in einer speziellen Feierstunde unters Dach gehievt wurde, hatte kaum jemand gedacht, dass der Traditionsklub, sportlich gesehen, am Ende der Fahnenstange angekommen sei. Man rechnete mit ein paar Jahren des Wiederaufbaus, um rasch an die Glanzzeiten anzuknüpfen. Doch daraus wurde nichts. Mit dem Abgang von "Larry Legend" begann in Boston eine lange Durststrecke.
Dass die in diesem Winter endlich zu Ende ging, liegt nicht nur an Kevin Garnett, der mit der 5 eine der wenigen niedrigen Nummern trägt, die die Celtics noch frei haben. Es liegt auch an Kevin McHale, dessen 32 ebenfalls unter Decke hängt. Der ist heute Manager der Minnesota Timberwolves und bot in dieser Funktion im letzten Sommer seinem alten Klub das Kernstück für eine neue Ära an. Jenen All-Star Kevin Garnett nämlich, dessen Karriere unter McHales Aufsicht eher bescheiden verlaufen war."
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