Wenn man jemandem erklären möchte, wie Financiers in Hollywood ticken, geht einem spätestens nach dem dritten Satz der Stoff aus. In LA gibt es Grundregeln und Grundinstinkte. Und dann gibt es Ausnahmen. Ganz viele Ausnahmen. Man kann das Geschäft allerdings ganz allgemein auf das Prinzip reduzieren, dass der Typ praktiziert, der samstags vor dem Kaufhaus in der Fußgängerzone den Passanten seinen billigen Kram für den Hausgebrauch anzudrehen versucht. Und dann noch darauf: Solange ein Produzent oder auch "Produzent" im großen Stil aus Leuten Geld herauslocken und von diesem Geld seinen eigenen teuren Lebensstil bezahlen kann, ist alles möglich. Selbst der eine oder andere gute Film.
Deshalb möchte man auch nicht gleich das Gerücht denunzieren, wonach niemand anderer als Brad Pitt demnächst in der Verfilmung des Buchs Moneyball von Michael Lewis auftreten wird. Obwohl: Man reibt sich erstmal die Augen. Moneyball ist nämlich keine Erzählung, sondern ein Sachbuch. Es tauchen zwar klar umrissene Figuren auf (darunter die Leute, die dafür sorgen, dass die Oakland A's trotz ihrer erstaunlich niedrigen Ausgaben für ihre Baseballprofis leistungsmäßig mithalten können). Aber in erster Linie ist es ein Traktat zur Untermauerung einer Methode der Leistungsanalyse im Sport: Man nehme ganz viele Statistikwerte, produziere ein paar kluge Formeln, um das Aussagepotenzial der nackten Zahlen zu verdichten und lasse sich nicht von den Glamourfaktoren beeindrucken. Denn machen zwar aus prominenten Spielern veritable Stars, die doppelt und dreifach so viel kosten wie die Namenlosen, aber dass sie mehr bringen, ist ein Mythos.
Die Filmrechte für den Stoff waren 2004 an eine Hollywood-Firma verkauft worden. Seitdem ist nicht viel passiert. Von dem ersten Script war nämlich offensichtlich niemand begeistert. Also wird das Pferd jetzt anders aufgezäumt: Über die Besetzung der Hauptrolle. Das Gerede über die großen Namen gehört in Los Angeles zum täglichen Gossip-Programm. Denn anders bekommt man abseitige Filmideen gar nicht ins Gespräch. Der wichtigere Teil der Nachricht allerdings ist nicht, dass Pitt involviert werden soll, sondern die Information, welcher Drehbuchschreiber sich an die Umsetzung des Themas machen soll: Steve Zaillian, der Mann, der für das Script von Schindlers Liste einen Oscar erhalten hat. Zaillian (links) hat einen hervorragenden Ruf. Sein erstes Drehbuch war Der Falke und der Schneemann, eine Geschichte, in dem sich zwei Milieus kreuzen: Drogenhandel und Spionage. Weitere Ausnahmeleistungen: das Script zu Zeit des Erwachsens (Awakenings), Das Kartell (Clear and Present Danger). Zu seinen Regiearbeiten gehört Searching for Bobby Fisher.
Darüber, wieviel Geld einer von der Statur von Zaillian für das Drehbuch, kann man nur spekulieren. Genauso, ob es überhaupt dazu kommt. Denn wenn Pitt nicht zusagt (und kein anderer der sogenannten bankable stars), wird aus der Idee vermutlich so schnell überhaupt nichts werden.
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