Es gibt beim Schreiben von journalistischen Textes immer wieder dieses Problem: Wie vermeidet man Wortwiederholungen, wenn man doch eigentlich das gleiche Wort ständig benutzen muss? Im Sport taucht das Problem vor allem dann auf, wenn man eine einzelne Person häufiger erwähnen und zitieren muss. Oder wenn es um Ortsangaben und Vereinsnamen geht. Da wäre also Kreativität gefragt. Aber statt dessen rattert es nur so vor abgewetzten Vokabeln. Wer regelmäßig die Bundesligaberichterstattung von A bis Z konsumiert, wird den Katalog der gebräuchlichen und zumeist völlig sinnfreien Konstruktionen zur Genüge kennen.
Ein wahlloses Beispiel aus dieser Woche in Focus Online (gefunden über eine Google-Suche mit den drei Begriffen "Knappen", "Fohlen", "Hanseaten") möge genügen, um das Panorama der gängigen Sprachlandschaft in Erinnerung zu rufen. Es enthält auch noch solche Klassiker wie "Werks-Elf" und "Geißböcke".
Da fällt einem doch glatt ins Auge, wenn, wie heute auf faz.net geschehen, jemand bei der Umschreibung für den Namen der Stadt Philadelphia auf folgende Idee kommt: "die Stadt von Rocky Balboa". Rocky Balboa hat nie gelebt. Er ist eine Kunstfigur, die der Hollywood-Schauspieler Sylvester Stallone für seinen Film Rocky erfunden hat. Wer sich nicht an derartigen Gedankensprüngen stört, der hat plötzlich völlig neue Möglichkeiten, um in der Zukunft seine Artikel mit pop-culture-Material zu besprenkeln. Auch wenn die Leinwand- und TV-Helden in Deutschland eher dünn gesät ist. Ideen? Vorschläge? Bitte in der Kommentarspalte abliefern.
Blick zurück: In Philadelphia hat Rocky sogar einen Platz vorm Museum
3 Kommentare:
Volltreffer! Dieses Dreschen von abgenutzten Phrasen ist leider in der Sportpresse die Regel. Fast noch schlimmer ist allerdings das Fernsehen. Haben Sie sich einmal die Fußballberichte in der "Sportschau" angesehen? Ein einziges Aneinanderreihen von Versatzstücken, alles schon tausendmal gehört... Grausam.
Als Redakteur bin ich selbst ständig davon geplagt, Synonyme zu erfinden, wo keine sind. Entweder der Stil ist scheiße, oder man muss sich eben solcher Hilfskonstruktionen bedienen. Gäbe es eine Königslösung, wäre sie schon gefunden.
Im Fall Philadelphia: Rocky mag fiktiv sein, aber er hat die Stadt real so geprägt, dass die Statue da steht. Sprich: Die Stadt selbst hat die Weichen dahin gestellt.
Man könnte auch schreiben: Ehemalige Hauptstadt der USA, Stadt der Unabhängigkeit - nur würde das in D keiner verstehen. Die jüngere Film-Historie ist eben in den Köpfen deutlich besser verankert als die Geschichte der USA.
@Christian: Ich hoffe, meine Einlassung klang nicht wie eine Beschwerde. Im Gegenteil. Ich bin FÜR Kreativität. Aber ich wünschte mir die auch im deutschen Alltag und nicht nur beim Umgang mit amerikanischen Sachverhalten. Duisburg – die Stadt von Schimanski, würde das durchgehen? Wenn nein, warum nicht? Andere Ideen – würden die funktionieren? Ich bin sicher, da wurde noch vieles überhaupt nicht ausprobiert Ich bin für experimentieren. Das Leben ist viel zu kurz, um die alten Klischees wiederzukäuen.
Kommentar veröffentlichen