
Auch Tampas Tscheche Vaclav Prospal schwärmt: "Das ist ein besonderes Gefühl, ein NHL-Spiel in meinem Heimatland und vor meinen Familienmitgliedern und allen Freunden auszutragen." Ja, prima. Gut für dich, Vaclav. Zumal es für ihn das Größte an der Reise sei, dass seine Mannschaftskollegen "eine Gelegenheit erhalten, um sehen zu können, woher wir kommen, und ein bisschen die Tschechische Republik kennenzulernen". Ja, stehen denn auch Ausflüge nach Theresienstadt, Lidice und Pilsen auf dem Programm? Werden Nachfahren des Prager Frühlings den Profis einen Vortrag über die Zeit damals halten? Oder hat sich vielleicht sogar ein Verwandter von Jan Palach gemeldet?
Unwahrscheinlich. Unwahrscheinlicher jedenfalls als die Ausdehnung der NHL nach Europa, worüber seit ein paar Tagen mal wieder gemurmelt wird. Die Verlockungen und Visionen sind ähnlich wie bei der NBA, die wirtschaftlich sehr viel stärker ist, aber im Vergleich einen geringeren Zufluss von Spielern aus Europa hat. Die Argumente gegen und für werden in beiden Fällen durch den gleichen Leierkasten gedreht.
Tatsächlich basieren die Wunschvorstellungen auf null Basisrecherchen. So bieten die denkbaren Landeplätze für beiden Ligen nicht annähernd die Ertragsaussichten, wie man sie in den amerikanischen Metropolen hat. 7 Millionen Schweden, 7 Millionen Schweizer, 10 Millionen Tschechen (wenn wir mal nur von den virustechnisch am stärksten angestochenen Ländern ausgehen), sollen die Fernsehgelder auftreiben, die man braucht, um solche Pläne zu finanzieren? Wer baut die modernen riesigen Hallen? Wie kann man verhindern, dass der Abzug/die Heimkehr von europäischen Talenten nicht gleichzeitig das Niveau der Mannschaften in Nordamerika reduziert? Fragen über Fragen. Schon jetzt fehlen der NHL der Nachschub der jungen Russen, die keinen Grund mehr sehen, ihre Heimat zu verlassen.
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