Man darf davon ausgehen, dass ein amerikanischer Sportclub-Besitzer ein bisschen von dem Geschäft versteht, in dem er sich tummelt. Selbst wenn er einen Club in England kauft und der Verdacht nahe liegt, dass er weder die Feinheiten der Sportart begreift noch die Seele der Fans. In guten Zeiten ist "ein bisschen" vielleicht sogar gut genug. Aber dies sind keine guten Zeiten – weder in den USA noch in England, wo die enorme Überschuldung von Clubs in der Premier League bereits zum guten Ton gehört. Solches Wirtschaftsgebaren wird nicht ohne Folgen bleiben. Man kann sich schon mal das eine oder andere Kollaps-Szenario ausmalen und sich fragen, ob der britische Staat den Fußball-Unternehmen im entscheidenden Moment ähnlich unter die Arme greifen wird wie jetzt den Banken.
Aber das scheint einen Mann wie Gil LeBreton nicht zu interessieren. Der hat beschlossen, von seinem Pappeimer aus, seinem persönlichen Hyde Park Corner, dem Fort Worth Star Telegram, dem Sportclub-Besitzer Tom Hicks (FC Liverpool) den Rücken zu stärken. Moralisch. Und ideologisch. Wäre Tom Hicks ein wirklich erfolgreicher Sportclub-Unternehmer und nicht der Besitzer von solchen Schlappmachern wie dem Baseball-Team Texas Rangers und dem Eishockey-Team Dallas Stars hätte man vielleicht Sympathien für diesen Schreib-Versuch, der darin besteht Mr. Hicks Zucker in den Arsch zu blasen. Warum interessiert einen das, wenn sich in Texas zwei Leute auf diese Weise näher kommen? Weil es als Anschauungsunterricht ganz gut taugt, um zu verstehen, wie reiche Leute in Texas (und ihre journalistischen Fellationäre) ticken. Viele Menschen dort glauben tatsächlich, dass ihre Haltung und ihr Umgang zu Geld, zu Investitionen und Überschuldung eine seligmachende Prämisse ist. Und weil sie sich bislang mit diesem Geld und dieser Wahnsinnsschulden-Mechanik im Rest der Welt als dickster Elefant austoben konnten, erleben wir jetzt den GAU der Finanzmärkte.
Dass Clubs in Ligen mit diesen enormen Fernseheinnahmen Schulden haben, ist im Grunde ein unverständliches Phänomen. Sie könnten doch auch ganz anders wirtschaften, Gewinne machen und sicher weglegen, damit sie in schlechten Zeiten etwas zu beißen haben, oder nicht? Sie könnten, aber sie tun es nicht. In manchen Fällen entspringen die Verbindlichkeiten einer Stadionfinanzierung. Gut, da hat man dann zumindest eine Immobilie als Gegenwert. Aber Stadien- und Hallenbau ist nicht der einzige Faktor. Der größte Teil des Problems hat mit der Entlohnung von Spielern zu tun. Denen möchte man ihre Millionen gönnen. Denn dort, wo die Salary Cap einen unmissverständlichen Deckel auf die Gehälter legt wie etwa in der NFL, geht das Geld in andere Kanäle. In beiden Fällen sind die Clubbesitzer die Verantwortlichen. Sie sind es, die hinter jeder Spirale stecken, die sich dreht. Warum geht für die meisten die Rechnung trotzdem auf? Weil man spätestens beim Verkauf des Clubs mit einen enormen Wertzuwachs materialisieren kann, der einen für etwaige angehäufte Verluste mehr als entschädigt. Der Marktwert eines Clubs basiert allerdings nie auf einer Kalkulation, wie man sie in anderen Bereichen der Wirtschaft anstellt, wenn Unternehmen, die nichts herstellen und keine Waren lagern, den Besitzer wechseln. Da zieht man die Gewinne der Vergangenheit zu Rate und rechnet die auf eine Frist von maximal zehn Jahre hoch und addiert den Betrag. Wenn man so im Sport arbeiten würde, läge der Marktwert der meisten Clubs (ohne Stadion) zwischen 20 und 50 Millionen Dollar. Tatsächlich reden wir in fast allen Ligen vom Zehn- bis Zwanzigfachen.
Wie ist eine solche Verzerrung möglich? Weil jeder der kauft, glaubt, er könnte irgendwann den viel zu teuren Laden für einen noch höheren Preis an jemand anderen verkaufen. Das ist pure Spekulation. Es hat aber in den letzten hundert Jahren in der Profi-Welt des amerikanischen Sports immer funktioniert. Aber geht es auch so weiter? Laufen da nicht Leute einer ähnlichen Fata Morgana hinterher wie in den letzten Jahren an Wall Street? Wahrscheinlich schon. Wie dort wird es sich im Sportbusiness auch erst ändern, wenn Menschen, die den kommerziellen Sport über Kredite finanzieren wollen, pleite gehen, weil die Banken ihr Geld wiederhaben wollen/müssen. Der Tag ist nicht mehr fern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen