Der Fall des illoyalen Quarterbacks Brett Favre schlägt Wellen. Und zwar in der Tiefe des Medienozeans. So offenbart sich erstmals, dass es bei ESPN eine Kapitänskajüte gibt, von wo aus klare Anweisungen an die Männer an Deck gehen. Das Schiff könnte sonst ja ins Schlingern geraten und es sich mit den einflussreichen Geschäftspartnern in den Ligen verderben.
In diesem Fall lautete der Ukas: "Do not report it." Das ist nicht nur deshalb signifikant, weil die Senderspitze auf ihre Weise (siehe Memo) den Bericht von einem integeren journalistischen Konkurrenten denunziert. Der hatte zum Beispiel neulich bei der Jagd nach Informationen über Favres Entscheidung, bei den Jets zu unterschreiben, den world wide leader im Alleingang abgehängt. Er zeigt auch, auf welchen Einschätzungen solche Demarchen beruhen. Nachdem die Ligaspitze die Favre-Sache dementiert hatte, genügte das den Oberen bei ESPN, die Nachricht zu unterdrücken (anstatt darüber zu berichten, DASS die Liga dementiert hatte). Der Vorgang ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil er zeigt, welche Macht sich mittlerweile in einer Hand in der Mischwelt aus Fernseh-LIVE-Berichterstattung und sportjournalistischem Handwerk versammelt. Denn tendenziell ist ESPN inzwischen mit seinen Plattformen TV, Internet und Print inzwischen in der Lage, den Informationsstand der interessierten Öffentlichkeit zu bestimmen. Dass sich angesichts dieser Macht ganz oben Zensurgedanken regen, ist das erste Anzeichen dafür, wohin die Reise geht. Wir bleiben dran.
Nachtrag: Favre bestreitet den Hauptverdacht. Er habe überhaupt keine relevanten Infos an die Lions weitergegeben. Die etwas eigenartige Begründung: Er sei seit "mehr als einem Jahr nicht mehr im Angriff" der Packers gewesen.
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