Man hat sich daran gewöhnt, dass ein erheblicher Teil der Profis in den amerikanischen Ligen aus anderen Ländern kommt. Den größten Anteil der Gastarbeiter beherbergt traditionell die National Hockey League, in der einst die Kanadier dominierten und nun Spieler aus Europa. Die NBA hat zuletzt ganz erheblich Verstärkung aus Übersee getankt, und im Baseball kommt das Reservoir neuer Kräfte hauptsächlich aus dem Süden, der Karibik und den Ländern, die sie einrahmen. Insbesondere im Baseball gibt es regelrechte Pipelines für Talente, die aus Zentren etwa in der Dominikanischen Republik über die Rookie Leagues in Arizona und Florida hinauf in die besser bezahlten Leistungskategorien führen. Das dauert meistens Jahre und führt dazu, dazu sich in Ausländer in diesem Mischmasch-Land der Einwanderer aus aller Herren Länder irgendwann so vorkommt, als gehöre er dazu.
Dabei fehlt nicht viel, um zu begreifen, dass man als Mensch mit einem speziellen Visum oder auch einer Greencard ruckzuck aus den USA ausgesperrt werden kann. Wer zum Beispiel straffällig wird, landet ganz rasch wieder in seiner Heimat. Mehr als 12 Millionen illegalen Einwanderern in diesem Land scheint das offensichtlich nichts auszumachen. Die sind ohnehin abgetaucht, arbeiten mit gefälschten Papieren und Führerscheinen und überleben - irgendwie - im Schatten einer Lohndrückerwelt, die man in den Vereinigten Staaten auf eine fadenscheinige Weise akzeptiert hat, weil man dadurch im großen Stil Gewerkschaften aushöhlen und das Aufkommen neuer Wehrhaftigkeit unterlaufen konnte.
Aber das ist keine Option für einen Baseballprofi aus dem dem Ausland, der in dem riesigen Dopingskandal auffällig wird, der dieser Tage vom ehemaligen Senator George Mitchell untersucht wird. Das Problem besteht nicht mal darin, dass der Report öffentlich Namen von Spielern nennen könnte, die als Anabolika-Verbraucher auffällig geworden sind. Das kitzlige Detail besteht im Wesen eines Visums- oder Greencard-Antrags: Wer hierbei Dinge gefragt wird, die irgendwann mal rechtsrelevant sein könnten und sie aus Angst vor Konsequenzen dazu unwahr Stellung bezieht und später als Lügner geoutet wird, kann daraufhin auf Lebzeiten aus den USA ausgesperrt werden. Nicht weil er verbotenerweise ohne Rezept verschreibungspflichtige Medikamente genommen hat, sondern weil er die Einwanderungsbehörden betuppen wollte.
Eine derartige Strafe geht weit über das hinaus, was eine Liga oder ein Verband tun kann. Denn deren einem Berufsverbot gleichkommenden Sperren sind befristet und halten jemanden nicht davon ab, in der Zwischenzeit in einem anderen Metier Geld zu verdienen. Sie sind auch härter als die kurzen Gefängnisstrafen, die Athleten wie amerikanische Marion Jones und Barry Bonds gewärtigen. Denn hier wurden Strafermittler angelogen, die versucht haben, einen ganzen Sumpf trocken zu legen. Ein Baseballspieler, der nie wieder legal in die USA einreisen kann, darf einpacken. Oder muss versuchen, sich in Japan zu verdingen. Dem einzigen Land, wo man in der Sportart einigermaßen bezahlt wird.
Während die Geschichte in der New York Times zum Thema so tut, als sei das alles hauptsächlich das Problem von Mitchell, darf man sicher als jemand, der als Gast in den USA verweilt und lange auf seine Aufenthaltserlaubnis warten musste, folgendes sagen: Wer denkt, er, brauche sich nicht an die Gesetze dieses Landes zu halten, sollte sich hinterher nicht wundern, wenn er rausgeworfen wird. Und wer ein bisschen schlauer geworden ist, sollte vielleicht die Finger von Drogen lassen. Ist das Schwert der Einwanderungsbehörden endlich eine Abschreeckungsmaßnahme, die wirkt?
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