Zwei Blocks weiter Uptown ist Time Out, eine sogenannte Sports Bar, die früher mal Quarterback Boomer Esiason gehörte, der den zweiten Teil seiner Football-Karriere bei den New York Jets verbracht hat und aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund seitdem zum Fernseh- und Radio-Establishment gehört. Der Mann hat nichts zu sagen. Aber das sagt er ziemlich eloquent. Seine ehemalige Kneipe war irgendwann ab dem zweiten Viertel der Begegnung zwischen den Dallas Cowboys und den Green Bay Packers knallvoll. Was an der verrtrackten Übertragungssituation liegt. Time Out hat NFL Network. Auf den zahllosen Falchbildschirmen lief nicht nur Football. Es gab Eishockey und die NBA (mit dem erstaunlichen Schlachtfest der Boston Celtics, die die New York Knicks komplett auseinander nahmen).
Die Biertrinker im Time Out (5 Dollar für ein Pint Samuel Adams Winter Lager) schienen sich aber nur auf die Üubertragung aus Texas zu interessieren. Wobei sich irgendwann herausstellte, dass die Leute in der Mehrzahl waren, die für die Green Bay Packers brüllten und klatschten. Dass überhaupt Fans der Cowboys anwesend waren, ist schwer zu erklären. Die Cowboys spielen seit Generationen in einer Division gegen die New York Giants und sollten in der Stadt eigentlich keinen Widerhall finden. Aber amerikanische Sportfans sind einigermaßen tolerant (und kommen, wenn sie in Manhattan wohnen, aus allen Ecken des Landes). Trotzdem war die Stimmung eher verhalten. Vielleicht lag es an dem Spiel selbst, in dem vor allem die Cowboys mit der Schärfe eines guten Bowie-Messers in der Offensive und der Defensive attackierten. Die Punktezahl ging mit einer Geschwindigkeit nach oben, die man sonst nur aus der American Conference kennt. Besonders bemerkenswert sind die Würfe von Cowboys0-Quarterback Tony Romo, der nach dem vergölsten Field Goal im Frühjahr in den Playoffs wie ein Fall für den Sportpsychologen aussah und den Rücktritt von Coach Bill Parcells mit auf dem Gewissen hat. Die sehen zwar aus, als habe er sie sich in jahrelangem Solotraining selbst beigebracht, aber sie kommen an.
Auf jeden Fall war das Footballmatch reizvoller als die Extremblamage der Knicks in Boston, die unter anderem unterstrich, wie gut die Celtics sind, die zwischendurch mit 52 Punkten in Führung lagen und auch mit der zweiten Garnitur im vierten Viertel nicht nachließen. Falls die Eigentümer des Madison Square Garden diese Versammlung von Schwachköpfen nicht auseinanderkegeln, werden sich das Publikum und die Medien der Stadt noch deutlich zu Wort melden. 104:59. Was soll man da noch sagen? Bloß gut, dass Knicks-Coach Isiah Thomas nicht die Parole ausgab, eine Schlägerei zu provozieren, wie er das vor einem Jahr gegen die Denver Nuggets getan hatte. Das hätte der Bankrotterklärung auf dem Platz die Krone aufgesetzt.
Die Packers wirkten in der ersten Hälfte nur zeitweilig so gut wie das Team, das bisher zusammen mit Cowboys die NFC dominiert hat. Dann musste Quarterback Brett Favre im zweiten Viertel nach einem harten Tackle mit Problemen am Wurfarm aussetzen, und Ersatz-QB Aaron Ridgers kam ins Spiel. Vielleicht war das keine schlechte Lösung. Der immer risikofreudige Favre hatte an diesem Abend eine Reihe von Fehlwürfen produziert und auf diese Weise seiner Mannschaft Probleme bereitet. Auffallend: die Qualitat der Cowboys-Verteidigung, die mehr als einmal bei langen Pässen zwei Leute eng auf einen Packers-Wide Receiver angesetzt hatte, der den Ball in Empfang nehmen sollte, aber nie auch nur eine Chance hatte, ihn zu fangen. So etwas schaffen die blitzenden Defensivreihen de AFC nicht, weil ihnen dann hedes Mal notgedrungen im Rückraum die Leute fehlen. Die einzige Frage, die bleibt? Spielt Dallas so gut, weil Parcells weg ist? Oder war die Mannschaft schon im letzten Jahr so gut und der neue Trainer Wade Phillips lässt sie einfach gewähren?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen