2. November 2007
Verklemmt und ungereimt
Fängt der Freitag und damit das Wochenende für Leute besser an, wenn sie solche Geschichten lesen wie: Martina Hingis unter Kokainverdacht? Oder drucksen sie dann herum und fragen sich: Wo bleibt der Artikel über Maria Scharapowa und dieses unvorteilhafte Foto und diesen merkwürdigen Zivilprozess zwischen einem amerikanischen Werbetypen und seinem japanischen Auftraggeber? Oder sind sie so kurz vor dem Wochenemde zufrieden mit den Ungereimtheiten? Gerade jetzt, wo man tiefschürfende, kenntnisreiche Reporter bräuchte, die einerseits die erotischen Gelüste von verklemmten Ostasiaten erklären können. Und die andererseits wissen, weshalb angeblich so weltläufige Amerikaner wie dieser Mr. Steve Biegel Komplexe bekommen, wenn sie ohne Handtuch um die Lenden mit anderen Männern zusammen ein Bad in einem japanischen Badehaus nehmen. Leute, die solche Phänomene erklären können, müssten auch in der Lage sein, die Umstände rund um diese Halloween-Klamotte aufzuhellen, in der Jon Kitna, der Quarterback der Detroit Lions, verkleidet als nackter Mann (ja, das geht) und seine Frau als Fast-Food-Bedienung bei einer Party aufgetreten sind. Denn die Sache hatte eine Hintergrund. Ein Coach der Lions war vor kurzem zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er nackt in seinem Auto durch den Drive-In von einem Wendy's gefahren und dabei unangenehm aufgefallen war. Nun sagt Kitna, er hätte davon nichts gewusst. Come again?
Martina Hingis will sich zur Ruhe setzen und keine Fragen beantworten. Wer immer noch nicht genug von ihr gesehen hat, sollte sich vielleicht mal ihren Auftritt anno 1999 in Paris bei den French Open anschauen, als sie das Finale gegen Stefi Graf verlor und es nicht fassen konnte. Die Lektüre des Abgesangs von Jürg Vogel in der NZZ sollte ebenfalls bei einer Betrachtung nicht fehlen. Auch wenn er, obwohl gewöhnlich hervorragend informiert, deutlich nicht weiß, was an der Sache dran ist.
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