Sie ist zu jung, um als vollwertiges Mitglied auf der LPGA-Tour zu spielen. Aber sie ist auch die größte Attraktion für die Profitour der Frauen, wenn sie hin und wieder an Turnieren teilnimmt. Das muss man wissen, um zu verstehen, was am Donnerstag in South Carolina passiert ist. Rein vordergründig wirkte es nicht bemerkenswert: Michelle Wie stieg nach 16 von 18 Löchern in der ersten Runde des Ginn Tribute in Mount Pleasant einfach aus, schüttelte ihren zwei Spielpartnerinnen zum Abschied die umwickelte Hand und ließ hinterher verkünden, dass ihr das Handgelenk weh getan habe. Das klang nicht schlecht. Schließlich hat sie seit Monaten damit Probleme. Ein aufmerksamer Medienmann von ESPN.com trug jedoch folgende Auffälligkeiten zusammen: Wie, die zur Zeit grottenschlecht spielt, war bereits bei 14 über Par und in akuter Gefahr eine 88 zu erzielen. Das wäre heikel. Denn die LPGA hat eine Regel, um grottenschlechten Golferinnen, die keine Mitglieder sind, aus dem Verkehr zu ziehen: Wer eine Runde mit einer 88 oder schlechter abliefert, kann den Rest des Jahres nicht mehr bei einem Turnier mitmachen.
Man kann davon ausgehen, dass Michelle Wie oder ihre Berater diese Regel nicht kannten. Dafür hat aber vermutlich rechtzeitig einer der Top-Manager der Tour gesorgt. Dass es so war, wird von den Beteiligten bestritten. Aber die Beobachtungen von ESPN-Reporter Eric Adelson sprechen eine eindeutige und andere Sprache: LPGA-Geschäftsführer Chris Higgs, der vorher im Pressezelt von der obskuren Regel gesprochen hatte, war plötzlich, als es kritisch wurde, mit seiner Golfkarre an Ort und Stelle, wo sich die ganze Entourage - die Eltern, der Manager - befand. Sie hatte die ganze Runde über keinerlei Andeutungen über eine Verletzung gemacht, den Eisbeutel gab es erst eine Viertelstunde später - nach dem ausführlichen Meeting von Wie und ihren Beratern.
Michelle Wie hatte sei Januar nicht mehr an einem Turnier teilgenommen, will aber in der kommenden Woche bei der LPGA Championship an den Start gehen, obwohl sie mächtig außer Form ist. All die Arbeit von Schwungdoktor David Leadbetter trägt keine Früchte. Sie spielt schlechter als vor zwei Jahren.
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