Der Ryder-Cup, Ausgabe 2008, hat heute morgen angefangen. Während die Hauptdarsteller in Valhalla über den Platz trotten, rätseln die Amerikaner noch immer, weshalb ihre Golfer seit Jahren bei diesem Mannschaftswettbewerb schwächeln. In der New York Times hat Bill Pennington aus diesem Grund die schon oft gehörte These aufgestellt, dass die Europäer im Rahmen des Turnieralltalltags ihrer Tour mehr Kontakt zueinander finden und oft Freunde werden. Die Tatsache, dass sie aus unterschiedlichen Ländern kommen und wirklich unterschiedlich Typologien repräsentieren, mache ihre Stärke aus. Die US-Spieler scheinen hingegen allesamt aus einer Fabrikation zu kommen und gehen sich auf der PGA Tour auch noch nach Möglichkeit aus dem Weg.
Wenn Teampsychologie so einfach wäre. Denn tatsächlich gibt es jede Menge Mannschaftssportarten, in denen Amerikaner trotz ihrer Homogenität durchaus zusammenwachsen. Und es gibt hinreichend Beispiele dafür, dass die Chemie in einem Team überhaupt nicht funktioniert, wenn die Persönlichkeiten zu unterschiedlich sind. Denn da entsteht Reibung. Und Reibung im Inneren stört die Laufruhe jeder Maschine.
Dabei braucht man sich gar nicht Kopf zu zermartern, um die Antwort zu finden. Die US-Golfer haben keinen sense of purpose, wie man das hier so gerne nennt. Es mangelt ihnen an einer Idee, weshalb sie sich überhaupt richtig ins Zeug legen und miteinander beschäftigen sollten. Gewinnen wollen oder – die andere Seite der Medaille – nicht verlieren liefert niemandem genug Motivation für drei Tage, um sich in einem komplexen Ablauf zu integrieren, in dem ein Captain die Gespanne festlegt und als Entscheidungsträger für das große Ganze verantwortlich ist. Kein U-S-A-Geschreie aus der Galerie kann das ersetzen. Und die Lippenbekenntnisse der Spieler können es schon gar nicht.
Wenn die Amerikaner in Louisville diesen sense of purpose finden sollten, haben sie gute Chancen, den Cup zu gewinnen. Wenn nicht, haben die Europäer immer ein Plus: Sie mögen das Format. Sie genießen die Zeit zusammen. Sie sehen in diesem Europa mit der blauen Fahne und den vielen Sternen das Identifikationssymbol einer Idee, für die es sich zu arbeiten lohnt: die Integration von Europa, die auf allen anderen Sektoren Fortschritte macht, kann auch im Sport funktionieren. Gemeinsam ist man stärker.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen