28. September 2008
Die Aura des Befreiten
Man kann nicht überall sein. Leider. Aber es sieht so aus, als ob unsereins die interessantere Pressekonferenz mit Lance Armstrong diese Woche verpasst hat. Die gehübschte Veranstaltung in New York aus Anlass der Clinton Global Initiative war allerdings sehr viel einfacher zu erreichen. Das bedeutete eine Fahrt, drei Stationen, mit der U-Bahn. Und danach ein Spaziergang durch den Central Park, um das Gehörte zu verdauen und um wenig später über den Auftritt zu berichten. Als Armstrong einen Tag später in Las Vegas saß (siehe Video), war denn auch im Prinzip das meiste schon gesagt und geschrieben. Aber halt: In Nevada bei der Interbike Messe saß niemand anderer als Greg LeMond in der ersten Reihe und stellte gleich die erste Frage.
Es ist ein interessantes Duell, das die beiden da öffentlich ausfechten. Denn LeMond, der einst den amerikanischen Straßenradsport aus dem Dornröschenschlaf geholt und dreimal die Tour de France gewonnen hatte, ist nicht irgendein Dopinggegner. Er ist der Mann, dessen langjähriger Vertrag über die Herstellung von teuren LeMond-Rädern von Radhersteller Trek gekündigt wurde, weil man seine Äußerungen zu Armstrong nicht länger hinnnehmen will. Schon gar nicht, nachdem man ihn schon einmal – 2001 – massiv an die Kandarre genommen und zu einer Entschuldigung genötigt hatte. Die beiden Parteien streiten sich vor Gericht.
LeMond läuft seit seinem Auftritt im Landis-Doping-Verfahren eine Aura des Befreiten herum. Die Taktik der Landis-Leute, die ihn mit Enthüllungen über seine Erfahrungen als sexuell missbrauchtes Kind unter Druck setzen wollten, scheint eher das Gegenteil produziert haben: ihn an sein kämpferisches Ich zu erinnern. Es gibt keine Berichte darüber, weshalb er sein Haus verkauft, in dem er noch vor einem Jahr der Londoner Times das Interview gab. Aber er braucht sicher auch Geld, um diesen Rechtsstreit in Montana zu finanzieren, wo sich in um den Yellowstone Club herum eine hässliche Gemengelage ergeben hat (Bei dem Club handelt es sich um einen Privatberg mit einem Gipfel in 3000 Metern Höhe im Bundesstaat Montana mit allem, was ein typisches amerikanisches Ski-Resort hat: viele Lifte, Pulver ohne Ende, aber alles exklusiv. Greg LeMond hatte sich hier 12 Hektar gekauft und einen Wohnkomplex aus sechs opulenten Holzfäller-Hütten errichten lassen).
Dass Armstrong übrigens so mir nichts dir nichts in Australien im Januar an einem Etappenrennen teilnehmen wird, glauben längst nicht alle. Diese AFP-Meldung streut Zweifel.
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