Martin Kaymer hat Anfang des Jahres einem Wunsch von Nick Faldo Folge geleistet, was aus der Ferne ein wenig voreilig und allzu strebsam schien. Er ließ sich nicht lange vom europäischen Ryder-Cup-Captain bitten, der die Aspiranten für sein Team aufgefordert hatte, sich in England einem Fitness-Test zu unterziehen. Viel Zeit gab es nicht in Wentworth, um alles überprüfen zu lassen. Aber immerhin: Während sich der Mann aus Mettmann dem Examen unterzog, blieben andere der Übung lieber fern. Zu anstrengend? Wahrscheinlich.
Es existiert nämlich noch immer unter professionellen Golfern eine alte Form des Sportsgeistes, zu dem Zigarren und scharfe Getränke gehören und Rettungsringe aus Fleisch und Blut in Nabelhöhe. "Angewandte Wissenschaft", wie sie Nick Faldo anzuwenden versucht, betrachten diese Herren allenfalls im Fernsehen – auf dem National Geographic Channel. Dabei ist – jenseits aller Technik und Nervenstärke – längst belegt, dass man vor allem körperlich leistungsfähig sein muss, wenn man im entscheidenden Moment Leistung im Hirn abrufen will. Oder in den Worten von Faldo, der mittlerweile 50 Jahre alt ist: "Erschöpfung spielt bei Golfern, die an den ersten beiden Tagen 36 Löchern angehen, eine große Rolle. Ich will sicher gehen, dass wir da einen Vorteil haben."
Er hat nicht gesagt, dass er den Leibesumfang bei Spielern wie Darren Clarke oder Colin Montgomerie für ein Problem hält. Aber wenn man sich anschaut, welche zwei er nominiert hat, darf man zumindest spekulieren, dass Fitness und der Fitness-Test vom Anfang des Jahres eine Rolle gespielt hat. Er wählte Poulter und Casey aus. Und er setzte Martin Kaymer als Nummer 13 auf die Reservebank, von wo aus er mit großer Wahrscheinlichkeit drei Tage lang nur zuschauen wird. Denn es müsste schon jemand vorher krank oder verletzt ausfallen, sonst käme er nicht zum Einsatz. Sobald der Cup begonnen hat, wird nicht mehr eingewechselt. Dann greift eine andere Regel, die dafür sorgt, dass in den Einzeln am Sonntag der nicht betroffenen Mannschaft kein Vorteil erwächst (die erklären wir notfalls dann, wenn es dazu kommt). Wieder reagierte der 23-jährige genau richtig: Statt sich in Selbstmitleid zu aalen und zu schmollen, weil er die Qualifikation fürs Team nur knapp verpasst hatte, griff er zu und flog nach Kentucky. Und zwar mit Vergnügen, wie er am Rande der Mercedes-Benz-Championship in Gut Lärchenhof erklärte.
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