28. September 2008

So wenige Home Runs wie seit 15 Jahren nicht mehr

Die reguläre Saison in Major League Baseball geht zu Ende. Man darf über einiges überrascht sein. Aber wie soll man damit umgehen? So wenige Home Runs wie in dieser Saison wurden seit 15 Jahren nicht mehr fabriziert. Woran liegt's? Haben die Tests und die Androhung von Sperren tatsächlich die Spieler von der Einnahme von Dopingsubstanzen abgebracht? Oder waren es vielleicht eher die Ermittlungen der Staatsanwaltschaften, bei denen die Lieferanten geoutet wurden und ein paar Namen wie der von Roger Clemens?

Das wäre prima. Dann wären jene in ihrem naiven Glauben bestätigt, die schon immer gesagt haben: Testen und Bestrafen sind wunderbare Methoden, um Sportler auf den rechten Weg zu bringen. Das widerspräche zwar den Erfahrungen aus anderen Sportarten, wo man seit 15 Jahren an nichts anderem arbeitet als an Methoden, den Einsatz von verbotenen Substanzen zu verschleiern. Aber es muss deshalb nicht falsch sein.

Denn wir haben ja nicht nur neuerdings die Tests und die zurückgehende Zahl der Home Runs (ein Trend in einem starken Kontrast zu den Rekorden im Schwimmen und der Leichtathletik). Wir haben auch Hinweise auf veränderte Körpersilhouetten. Baseball-Profis sehen durch die Bank nicht mehr so aufgepumpt aus wie vor ein paar Jahren. Das Idealbild eines Baseballers hat sich gewandelt.

Was ist passiert? Die Entwicklung eines modifizierten Athletendenkens, das sich in Mannschaftsportarten viel eher auf die Beine stellen lässt als in Köpfen von Einzelkämpfern. Warum? Hier ein Erklärungsversuch mit ein paar grob sortierten Überlegungen.

1. Nachdem schon während der Steroid-Ära behauptet wurde, dass die Mittel niemandem helfen, mehr Home Runs zu erzielen und Home Runs nur ein Teil jener Leistungen sind, die einem Team den Erfolg bringen, ließ sich vermutlich eine Haltung kultivieren, die der der Nichtraucherkampagnen entspricht.

2. Ein bisschen Verbot plus viel gesellschaftlicher Druck und ein paar Informationen über die Gesundheitsrisiken können durchaus eine Wirkung bei Leuten haben, die nicht nur auf kurzfristigen Leistungsertrag aus sind, sondern ein Laufbahn von mehr als zehn Jahren anpeilen, in der sie inzwischen locker 40 Millionen Dollar brutto und mehr verdienen.

3. Viele Baseballprofis sind Ausländer aus lateinamerikanischen Ländern, die instinktiv befürchten dürften, dass sie aus dem Land geworfen werden, wenn sie gegen eine Reihe von Gesetzen verstoßen und sich lieber an die Regeln anpassen als sie unverfroren zu ignorieren.

2 Kommentare:

axel hat gesagt…

Soweit ich das (aus Deutschland) mitbekomme, ist wohl auch ein großer Teil der us-amerikanischen Öffentlichkeit mitlerweile gar nicht mehr gut auf Clements/Bonds et.al. zu sprechen.
Wenn sogar über die Rolle von Bonds in Cooperstown diskutiert wird, heißt das doch schon einiges.
Dieses veränderte Bewusstsein kann auch zu einem Umdenken der Sportler geführt haben, denn die MLB steht ja insgesamt gut dar, die Spieler verdienen einen Haufen Kohle, auch durch Marketing. Das möchte man sich natürlich nicht kaputt machen.

Anonym hat gesagt…

Na dann mal ran: Wie fundiert sind denn Ihre Beobachtungen? Bei wem gibt es denn "Hinweise" auf eine "veränderte Körpersilhouette", welcher Spieler sieht denn weniger "aufgepumpt" aus?