15. September 2008

Ryder-Cup 2008: Zwei Kapitäne, die sich nicht leiden können

Manche alten und sehr guten Golfplätze in den USA haben seltsame Namen: Medinah im Weichbild von Chicago ist ein solcher Fall. Denn so heißt die andere wichtige große Stadt in Saudi-Arabien, die dem Islam als Wallfahrtsort sehr viel bedeutet. Aber das war den Gründungsvätern vermutlich egal. Sie hatten Lust auf ein Clubhaus im byzantinischen Stil, das an eine Moschee erinnert und ließen nach Darstellung von Wikipedia auch noch ein paar orientalische, französische (aus der Epoche des Sonnenkönigs) und italienische Facetten hineinmischen. Fertig war die Laube. 2012 gastiert hier der Ryder-Cup.

Valhalla in Louisville im Bundesstaat Kentucky ist auch so ein wirres Konstrukt. Eine Anspielung an die nordische Mythologie und deren Bestattungsriten. Sicher, die Wikinger haben tatsächlich mal in langer Vorzeit in Schottland ihre Spuren hinterlassen. Und ja, manche Golfplätze sehen wie Friedhöfe ohne Grabsteine aus. Aber man braucht trotzdem viel Einbildungskraft, um eine Beziehung zwischen Wort und Wirklichkeit herzustellen. Schwamm drüber. Valhalla richtet den Ryder-Cup 2008 aus.

Der fängt am Freitag an und wird unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Hinfahren hat leider nicht geklappt. Also heißt das Motto: stundenlang Fernsehen schauen. Und sich schon mal darauf einstimmen, wie die beiden Mannschaften so ganz ohne Tiger Woods (und Colin Montgomerie) zur Sache gehen. Weil es an der Strahlkraft der Spieler mangelt, müssen vorneweg die beiden Captains das zitierfähige Material liefern. Und das tun sie gerne. Denn obwohl sie beide zwischendurch ziemlich kollegial als Fernsehkommentatoren nebeneinander saßen, können sie sich deutlich nicht riechen.

Azinger wirkt immer wie ein wuscheliger netter Mann, der mit einer sanften Stimme fast väterlich kleine Kinder zeiht. Faldo ist Mr. Klapptaschenmesser aus Schweizer Produktion: Er mag charmant in die Kamera blinzeln und etwas entspannter auftreten als einst auf dem Golfplatz, wo niemand so intensiv war wie er. Aber seine Rhethorik sticht, schnippelt, feilt und knipst ab. Je nach Bedarf.

Azinger, schreibt die Londoner Times, sei eigentlich eher der kriegerische Typ, durch und durch Republikaner, der nicht mal Golffanatiker Bill Clinton die Hand schütteln wollte, weil der sich seiner Ansicht nach damals in Zeiten des Vietnam-Kriegs um den Wehrdienst gedrückt hat. "Zinger" (so sein Spitzname) hätte demnach so etwas wie Prinzipien. Faldo hat solche Schmerzen nicht. Aber sicher viele gute Erinnerungen daran, wie die Amerikaner in all den Jahren beim Cup aufgetreten sind, wenn sie den Europäern ihre vermeintliche Großartigkeit unter die Haut reiben wollen. Obendrein hat der Engländer zwar einen exquisiten Ryder-Cup-Rekord als Spieler, aber in den Auseinandersetzungen mit Azinger gab's meistens Saures. Das hat Faldo ebensowenig vergessen. Mehr über die Rivalität in der New York Times. Mehr über den Cup in den folgenden Tagen.

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