19. November 2006

Rocky vorm Museum. Stallone-Skulptur erhält Kunststatus

Es handelt sich nicht um großartige Kunst. Aber das ist ein Anspruch, den man im Philadelphia Museum of Art ohnehin nur schwer einlösen kann. Dafür ist die Konkurrenz zu anderen Museen in den USA und im Rest der Welt zu groß. Und Philadelphia hat längst jenen Bürgersinn und jene Wirtschaftskraft verloren, die seinen Einwohnern einst das Gefühl gaben, sie könnten so nah an New York mit dem Moloch im Norden irgendwie mithalten. Also nimmt man, was man bekommen kann. Und sei es eine Statue, die nichts anderes zeigt, als einen Schauspieler, der eine frei erfundene Boxerfigur spielt. Um nichts anderes handelt es sich bei Rocky, jenem hartgesottenen fiktiven Charakter aus Philadelphia, der die Karriere des ziemlich zweitklassigen Schauspielers Sylvester Stallone in Schwung brachte (und eine ganze Latte sogenannter Sequels, die noch schlechter waren als der Prototyp.

Besuchern, die das Denkmal sehen wollen, sind solche Petitessen schnurz. Manche gehen sogar anschließend ins Museum, wie die New York Times am Sonntag in einer Geschichte über das knapp 2,50 Meter große Werk berichtete, das ziemlich genau dort steht, wo der Film-Rocky im Triumphspurt die Treppen begleitet von dem Song Gonna Fly Now hochlief. Das war 1976.

Um nicht unfair zu sein: Das Museum hat auch Arbeiten von Van Gogh, Picasso und Tizian. Aber nun eben auch jenen Rocky III, den Stallone 1982 beim Bildhauer A. Thomas Schomberg in Colorado in Auftrag gab, um ihn in dem gleichnamigen Film vom fiktiven Bürgermeister der Stadt enthüllen zu lassen. Stallone selbst hat als wohlhabender Kunstsammler eher einen schlechten Ruf. So ließ er sich wenige Jahre später von einer eigens angeheuerten Privatkuratorin alten Schrott andrehen und verklagte sie 1989 auf 5 Millionen Dollar Schadensersatz.

Ein Nachtrag: Schomberg verhökert inzwischen Miniaturversionen seiner Skulptur und betreibt eine Webseite zu dem Thema. Eine andere Künstlerin mit dem prätentiösen Namen De L' Esprie hat Stallone ebenfalls halbnackt in Bronze verewigt. Auf ihrer Seite gibt es mehr Informationen zur Vorgeschichte des Films

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