Manchmal spielt man eine wichtige Rolle in einer Geschichte, auch wenn man gar nichts tut. Oder so gut wie gar nichts. Das ist dem Australier Peter Norman passiert, der bei den Olympischen Spielen in Mexico City 1968 bei der Siegerehrung nach dem 200-Meter-Lauf vor den Amerikanern Tommie Smith (Mitte) und John Carlos stand. Das Bild mit den beiden schwarzen Sprintern, die ohne Schuhe in schwarzen Socken auf dem Podest beim Abspielen der US-Nationalhymne eine in einen schwarzen Handschuh gekleidete Faust zum Black-Power-Gruß nach oben reckten, gehört zu den stärksten Zeitdokumenten des 20. Jahrhunderts.
Norman ist vor wenigen Tagen im Alter von 64 Jahren in seine Haus in Melbourne an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben und wurde heute beigesetzt. Zwei der Sargträger waren Smith und Carlos, die eigens zur Beerdigung nach Australien geflogen waren.
Man erinnere sich: Die sechziger Jahren waren in den USA ein schwieriges Jahrzehnt im Kampf der schwarzen Minderheit um volle Gleichberechtigung. Martin Luther King war im April 1968 erschossen worden. Es hatte Unruhen in den zahlreichen Großstädten gegeben. Und nicht wenige dunkelhäutige Sportler sahen sich als Vorzeigeobjekte für ein System, von dem sie sich schlecht behandelt fühlten. Die Reaktion des NOK der USA auf den Protestakt zeigte, wie sehr die Sportler recht hatten. Smith und Carlos wurden aus der Mannschaft und aus dem Olympischen Dorf ausgeschlossen und hatten nach dem Abschluss ihre Studiums in ihrer Heimat beachtliche berufliche Nachteile.
Norman war vor der Zeremonie von den beiden Amerikanern in den Plan eingeweiht worden und erklärte sich solidarisch. Er trug auf dem Podium die Plakette des von John Carlos mitgegründeten Olympic Project for Human Rights (OPHR), das in den Monaten vor den Spielen schwarze Athleten zu einem Boykott der Veranstaltung zu überreden versucht hatte.
Nützliches Link: Die Webseite von John Carlos
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