Es wäre schön, wenn die Sache durchschaubarer wäre und es mehr ums Programm und weniger um die Aktienpakete ginge, die hinter den Kulissen hin- und hergeschoben werden. Aber solange bis ESPN International nicht für klare Verhältnisse sorgt (und sein Chef Russell Wolff, mit dem ich mich während der Fußball-WM am Firmensitz in Bristol lange unterhalten habe, ist ein Buch mit sieben Siegeln), sind Spekulationen über NASN wirklich nur das: Spekulationen.
dogfood hat das Thema auf seiner (zum Glück) wieder aufflackernden Seite allesaussersport dankenswerterweise aufgegriffen. Meine Recherchen weisen eher in eine andere Richtung als ein Verkauf von NASN an ESPN. Der neue interessante Player in dem ganzen Geschehen ist die Modern Times Group (MTG) in Schweden, die das von dogfood angedeutete Osteuropa-Projekt vorantreibt. MTG arbeitet in manchen Bereichen unter dem Firmennamen Viasatsport und hat vor wenigen Wochen eine Sportweb-Initiative unter dem Namen viasatsport.com gestartet, die mit dem aufwändigen Begriff "Portal" belegt wurde (Zielmarkt hier: ganz Skandinavien) Diese Burschen brauchen Programm, denn sie haben bereits Abspielplattformen. Und das NASN-Programm ist vergleichsweise billig. Für die macht es Sinn, sich in die Wertschöpfungskette einzukaufen, denn so können sie Wert schaffen und den auch noch später abschöpfen.
Vielleicht noch eine Anmerkung zu ESPN: die Entwicklungslogik der Firma wirkt bisher ziemlich konsequent. Es gibt keine Hast. Man greift nie einfach nur zu (sonst hätten sie bei der Kirch-Pleite zugeschlagen). Man entwickelt Märkte immer auch mit einer Programm- und Gestaltungsdenke und mit der Antwort auf die Frage im Hirn: Wie passt das zum bereits existierenden Kanal-, Personality- und Brand-Format.
Die ticken nicht wie Venture-Capital-Typen. Return on Investment zieht man bei ESPN (also bei Disney) nicht aus kurzfristigen spekulativen Aktiengeschäften, sondern aus Erlösmodellen, die garantiert funktionieren. Wie beim amerikanischen Kabelfernsehen (Abonnementsfernsehen), das eine Goldgrube ist. Meine Prognose geht so: ESPN läuft sich jetzt erst einmal mit der FIFA beim Fußball warm, entwickelt Fachkompetenz und steht eines Tages in Europa mit Vorschlägen zu diesem Thema vor der Tür. Die wissen ganz genau, dass man weder mit der NBA (trotz der wachsenden Zahl europäischer Spieler) noch mit Football oder Baseball mehr als eine sehr müde Mark in Europa verdienen kann. Beim Fußball hingegen sieht alles ganz anders aus.
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