11. Juli 2007

Chick-Lit auf der Leinwand - mit ungefiltertem Blick

Zugegeben, es ist nicht besonders einfallsreich, nur deshalb am hellichten Tag ins Kino zu gehen, weil es dort so schön kühl ist, während in den Straßen von New York ein schwüler Sommer mit mehr als 36 Grad im Schatten wütet. Aber am Ende kommt es auf das Kino an. Wenn man zum Beispiel bei den Lincoln Plaza Cinemas vor der Kasse steht und feststellt, dass man alle halbe Stunde in einen anderen Streifen von einer gewissen Reputation gehen kann, dann muss man gar nicht lange überlegen. Ich bin früher bei Filmfestspielen in Cannes oder Berlin schließlich auch in Filme gegangen, über die es so gut wie keine Vorabinformationen gab. Eine Vorgehenweise, die sehr viel für sich hat. Man sieht das Werk mit ungefilterten Augen.

Das heißt nicht, dass man sich hinterher, nachdem man sich einen Film wie Broken English von Zoe Cassavetes angeschaut hat, ungemein besser fühlt als vorher (man muss schließlich aus der angenehmen Kühle wieder hinaus in den Brutkasten Manhattan), aber man kommt sich vor, als habe man zusammen mit den anderen Untentwegten in ihren Sesseln ringsherum das eine oder andere entdeckt. Der eine das andere. Der andere das eine. Ich habe vier Sachen entdeckt:
1. Gerolsteiner in Halb-Liter-Flaschen im Ausschank des Kinos.
2. Hauptdarstellerin Parker Posey sieht so aus wie Claudia W., was angenehme Erinnerungen provoziert.
3. Mark Cuban hat den Film mitfinanziert und wird mir, weil zunehmend allgegenwärtig, immer unheimlicher.
4. Chick-Lit auf der Leinwand wirkt auch in High-Definition nicht erbaulicher als in Buchform.

Vielleicht sollte ich zum letzten Punkt noch etwa mehr erzählen: Broken English ist leider ein allzu glatter, klischeedurchzogener Film, in dem zwei New Yorker Frauen ihre Neurosen vorführen, von Beziehungen träumen, die ihnen etwas bieten, und die dann, obwohl uns keine hinreichende Erklärung für ihr zielloses Verhalten gegeben wird, mit der ultimativen Kraft des cinematografisch Faktischen in Paris landen, wo es vor Charmeuren nur so wimmelt.

Chick-Lit-
Leserinnen mögen das gut finden, weil sie im Training sind und keine großen Ansprüche an die plausible Darstellung von Figuren stellen, zumal der Film handwerklich gediegen gearbeitet ist (auch wenn sie nicht viel Geld für die Produktion gehabt haben). Hätte mir einer vorher gesagt: Die Regisseurin ist die Tochter eines bedeutenden Regisseurs (John Cassavetes) und einer hervorragenden Schaupielerin (Gena Rowland, hat eine kleine Rolle) und ist die beste Freundin von Sofia Coppola (Lost in Translation) und ahmt deren Impetus nach, wäre ich enttäuscht gewesen.

So habe ich einfach nur aufmerksam zugeschaut und war am Ende froh, dass ich die Flasche Gerolsteiner bei mir hatte. Aus der kam wenigstens ein gewisses Prickeln.

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