Man muss es dem Management der Edmonton Oilers lassen: Mutig sind sie. Und Angst davor, es sich mit anderen Managern von anderen NHL-Club zu verderben haben sie auch nicht. Wir berichteten bereits darüber, wie das Angebot der Oilers an die Adresse von Thomas Vanek sein Gehalt in die Höhe katapultierte, als sie ihn von den Buffalo Sabres loseisen wollten. Letzte Woche haben sie das gleiche mit dem jungen Stürmer Dustin Penner vom Stanley-Cup-Sieger Anaheim Ducks probiert. Diesmal ging es nur um ein Jahresgehalt von etwas mehr als 4 Millionen Dollar. Aber das war genug, um Anaheim-Manager Brian Burke in Rage zu bringen. Er muss nämlich jetzt das viele Geld ausgeben, um Penner zu halten. Wäre ihm Edmonton nicht in die Parade gefahren, wäre der neue Vertrag mit Penner sicher günstiger für ihn und seinen Club ausgegangen.
Natürlich ist an dem Verhalten von Oilers-Manager Kevin Lowe überhaupt nichts verwerflich. Teams konkurrieren am Ende ohnehin auf jeder erdenklichen Ebene miteinander - sei es auf dem Eis, wo man sich auch nicht dafür entschuldigt, wenn man gegnerische Spieler verletzt oder eine Mannschaft mit einer gehörigen Packung nach Hause schickt. Oder sei es hinter den Kulissen im Kampf um neue Verpflichtungen, wenn oft nicht mal die Höhe des Geldes den Ausschlag gibt, sondern der gute Ruf einer Stadt.
Trotzdem provoziert Lowes Verhalten jede Menge ehrenkäsige Reaktionen. So als ob es unausgeprochene Kartellregularien gäbe, die besagen: Eine Mannschaft macht der anderen nicht die Spieler abspenstig. Früher - ehe die Liga nach einem langen und zähen Streit mit der Gewerkschaft die Salary Cap in den Tarifvertrag hineinhieven konnte - wäre der Zorn vielleicht noch verständlich gewesen. Denn damals gab es ungebremste Lohntreiberei, die den ärmeren Teams die Luft zum Atmen nahm. Heute ist das nicht mehr möglich. Alle können/dürfen nur den maximal gleichen Betrag ausgeben. Wie sie den Kuchen unter ihren Spielern verteilen, bleibt ihnen unbenommen. Mit anderen Worten: Die Oilers haben einfach noch Platz im auf die gleiche Summe ausgelegten Budget, den andere nicht mehr haben.
Dass Lowe soviel schlechte Stimmung entfacht, wird sich sicher noch eines Tages niederschlagen: Bei Trade-Geprächen, bei denen normalerweise nicht paranoide Furcht regiert, über den Tisch gezogen zu werden, sondern Kollegialität und gegenseitiges Vertrauen. Aber das kann dem ehemaligen Verteidiger und Stanley-Cup-Gewinner auch egal sein. Ganz abgesehen davon: Demnächst wird ihm der erste Club angesichts solcher obszön wirkender Offerten den angebaggerten Spieler überlassen, und dann muss Edmonton bezahlen. Obendrein besagt das System, dass der neue Club bei dieser Aktion im Tauch mehrere Draftplätze abgeben muss. Auch das kann teuer werden.
6 Kommentare:
Ehrlich gesagt: Das ganze amerikanische Sportsystem ist doch ein riesiges Kartellregularium. Schon der Umstand, dass die diversen Organisationen nicht so viel ausgeben können, wie sie individuell angemessen erachten und finanzieren können, muss doch jeden Kartellamtsmitarbeiter kribbelig machen. Dann noch feste Deals: Bei einem Spielerwechsel müssen Draft-Plätze mit abgegeben werden...
Der amerikanische Sport bietet der Welt sicher kein Schaufenster eines freien Marktes, für den Amerika gerade steht.
Als erstes mal ein lob für den coolen blog. kam zufällig auf die page weil ich was über nba gesucht hab. aber da ich allgemein us-sport intressuert bin bin ich jetzt irgendwie auf deinem blog ich "hängengeblieben" ;-)
kannst du das mit dem draftplätzen bei trades vlt ein wenig genauer erklären. war mir noch nicht bekannt.
Und an den vorkommentator: sind dir verhältnisse wie in england mit "Chelski" und co lieber?
Das System der Trades bedeutet: Teams können alles tauschen - nicht nur Spieler, sondern auch Anspruchsrechte. Wozu die Draftplätze gehören. Je nach Philosophie und finanziellen Möglichkeiten eines Clubs wirkt sich das immer wieder völlig unterschiedlich aus. Aber manchmal gelingt es ganz genialen Leuten, durch geschickte Tauschgeschäfte sich ganz viele Draftplätze zu sichern und damit junge Talente einzusammeln. Eines der gelungensten Beispiele sind die Dallas Cowboys im Football, die Ende der achtziger Jahre ihren besten Spieler - Herschell Walker- abgaben: für fünf Spieler und sieben hochwertige Draft-Plätze bekommen. Am Ende hatte Dallas die Position inne, um bei einer Draft nach der anderen jeweils die Top-Aspiranten ihres College-Jahrgangs zu verpflichten: Quarterback Troy Aikman, Running Back Emmitt Smith und Defensive Tackle Russel Maryland. So einfach schafft das heute niemand mehr. Die Dummen sterben aus...
@ burnz:
Ja, das sind sie. Denn da weiß ih, woran ich bin. Jeder Club generiert soviel Geld wie er kann und entscheidet selbst, wieviel er davon für Spieler oder Trainer oder Masseure oder für einen neuen Bürostuhl für den Manager ausgeben will. Gerade diese Freiheit erlaubt dann mir als Beobachter, gute Transfers und schlechte Entscheidungen einzuordnen und den Entscheidungsträgern auch persönlich. Klingt verblüffend, nennt sich aber Marktwirtschaft. Normalerweise verdientermaßen von den USA unterstützt. Nur nicht im Sport.
Wenn aber wettbewerbsverhindernde Salary Cap-Kartelle hinzukommen, dann möchte vielleicht ein GM eine richtige und mutige Entscheidung treffen, er kann sie aber nicht, weil er nicht darf und sie nicht mehr passt.
Und wenn jetzt das Argument einer permanenten Einseitigkeit kommt: Ich kann mich nicht erinnern, dass Chelsea im letzten Jahr alle verfügbaren Titel abgegriffen hat. Übrigens auch nicht der deutsche Etat-Meister Bayern München. So what?
@ jürgen kalwa: danke, hatte es dann im artikel ein wenig falsch verstanden. dass man picks traden kann war mir aus der nba bekannt, ich hatte es nur so verstanden dass man bei spielertrades automatisch einen schlechteren pick bekommt.
und @adonis.
dass es etwas komisch ist dass die "marktfreundlichen" usa ein eher protektionistes sportsystem haben und die eher "marktskeptischeren" europäer im sport ein unreglementierteres system haben stimmt.
aber ich finde es trotzdem im sinne eines spannenden sports besser wenn es zb gehaltsobergrenzen gibt. zb finde ich es viel transparenter "gute Transfers und schlechte Entscheidungen einzuordnen" bei gleichen vorraussetzungen für alle teams/manager/gm's.. einzuschätzen (wobei es immer noch unterschiede gibt und franchises die sich über cap&luxury tax hinwegsetzen siehe ny knicks)
und zu der einseitigkeit hast du zum glück recht mit deiner aussage,den dass wäre tödlich für den sport und die spannung, aber die gefahr besteht mMn ohne salary cap o.ä. weitaus stärker als ohne.
Diese US-Profiligen sind ja kein Sportsystem wie es in Europa üblich ist(jeder Club ist sein eigener Herr, man trifft sich in einer Liga oä und spielt). Das sind große Unternehmen die ein Produkt verkaufen und Gewinn machen wollen. Es werden vom Mutterkonzern(NBA, NFL...) Franchises nach bestimmten Kriterien vergeben und um einen langfristigen Ertrag zu erzielen müssen eben bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein(vor allem langfristige Chancengleichheit). Daher diese konzerinterne Regulierung, daher folgen Franchises der wirtschaftilchen Entwicklung (zB nach Kalifornien oder neuerdings in den Süden).
Die Regeln der einzelnen Konzerne sind natürlich öffentlich einsehbar und erlauben taktische und strategische Entscheidungen der Manager um den Kunden auch in der Offseason mit Content beliefern zu können und damit Geld zu machen...
Daher auch die extreme Berichterstattung und die bereitwillige Teilnahme der Sportler/Entertainer... bla bla
kurz: die Systeme sind von Grund auf sehr unterschiedlich und daher sind die Einzelheiten wie Trades, CBAs usw kaum direkt vergleichbar.
Die im Artikel angesprochenen Picks sind fällig wenn ein "restricted free agent" von seinem bisherigen franchise losgelöst wird. Das wurde eingeführt als durch eine "echte" freeagency der draft an Wichtigkeit verlor und die verhältnisse zu ungerecht "europäisch" wurden...
sprich alle jungen Talente gehen zu den Bayern und der Club mit der guten Jugendarbeit und den risikofreudigen Verantworlichen steigt ab...
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