3. Februar 2008

Einstimmung auf die Halbzeitshow: Tom Petty


Zur Einstimmung auf heute abend: ein Abstecher in den Keller, wo die Hinterlassenschaften des Rockgitarristen Tom Petty lagern. Beginnen wir mit Into the Great Wide Open, einem Song, der ziemlich viele Petty-Qualitäten in sich vereinigt. Neben dem karamelartigen Klang der Rickenbacker-Gitarrenakkorde und der näselnden Stimme, die ähnlich wie bei Bob Dylan einen unangestrengten Sprechgesang produziert, sind es vor allem das entspannte Tempo und die Texte. Petty ist ein Mann mit kurzen, leichten Pinselstrichen und weggeworfenen Zeilen voller Ironie. Im Video wird das noch deutlicher. Mit Johnny Depp und Faye Dunaway. Kleines Bonbon: wie Depp synchron zum Playback die Gitarren-Licks mimt.

Es gibt zahlreiche Live-Mitschnitte von Petty und seiner Band, den Heartbreakers. Aber dieser hat die beste Audio-Qualität. Er ist vom Live-Aid-Konzert 1985. Der Text zu Refugee lässt sich zwar leicht auch als politischer Kommentar interpretieren. Aber er ist vor allem deshalb interessant, weil er auf seherische Weise eine Episode in seiner Karriere wenig später andeutet. Damals legte er sich mit seiner Plattenfirma an und meldete lieber Konkurs an, um sich aus dem alten Vertrag herauszumanövrieren. Die Episode illustrierte den seltenen Fall eines Musikers, der nicht bereit ist, sich dem Diktat der Industrie zu unterwerfen, weil er seinen Anspruch auf künstlerische Freiheit nicht aufgeben will. Und das ganz kurz, nachdem er 1979 mit dem Album Damn' the Torpedoes zum ersten Mal ein größere Publikum erreicht hatte.

Klicks:
Petty und Alan Bangs - das Interview nach seinem Rockpalast-Auftritt 1999 (kann man lesen und auch hören)

Petty live im Rockpalast 1977 (in der Studio-Version)

Dass Petty 2002 in die Rock'n' Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, kann man nicht nachvollziehen. Er ist zwar populär und unermüdlich, aber bestenfalls so etwas wie ein Genre-Stilist, nicht jemand, der mit seiner Musik irgendeinen bemerkenswerten Beitrag zur Entwicklung des kreativen Panoramas geleistet hätte (siehe auch die Einzelbewertungen seiner Platten aus Sicht des New Yorker Kritikers Robert Christgau).

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