Es ist nicht ganz leicht, die Umstände und Entwicklungen rund um die Doping-Anhörungen im amerikanischen Kongress in einem Atemzug zusammenfassend und en detail zu beschreiben. Denn derzeit steht vor allem ein Mann im Schaufenster: Pitcher Roger Clemens, der damit rechnen muss, sich eine Anklage wegen Meineids einzufangen. In seinem Fall geht es weniger um die Frage, wie verbreitet war (und ist) Doping im Baseball, sondern um die moralische Dimension: Wer lügt? Clemens? Oder sein ehemaliger Fitnesstrainer, dessen Aussagen im Mitchell-Report eine großen Stellenwert erhalten haben?
Die Dynamik dieses Einzelfalls überschattet leider - ganz nach typischer Medienlogik - jede andere wichtige Facette des Themas. Selbst die großen amerikanischen Zeitungen werden in solchen Momenten von der alten Krankeheit befallen. Man möchte eher die Neugier anregen und lenken, anstatt sie durch vernünftige Sachinformationen zu befriedigen. Dabei brütet Bobby Rush, Demokrat aus Chicago und Vorsitzender eines Unterausschusses für Handel, Wirtschaft und Verbraucherschutz, derzeit einen Gesetzentwurf aus, dessen Einzelheiten nicht bekannt sind, die aber logischerweise nur in eine Richtung weisen können: dass Sportbetrug in den USA rechtlich definiert und gleichzeitig in den Stand eines Offizialdelikts erhoben wird.
Das nächste Hearing am morgigen Mittwoch wird uns vielleicht etwas mehr Einblick in die Rush'sche Gedankenarbeit geben. In Washington vorgeladen sind die Chef-Manager der großen Sportligen und ein paar Figuren aus der Ecke der Olympischen Sportarten. Zur Einstimmung sollte man vielleicht die Geschichte lesen, die in der gedruckten Ausgabe der FAZ erscheinen wird.
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