Es klingt plausibel und alarmierend zugleich: Wissenschaftler, die sich das Datenmaterial aus den vier Wochen der Fußball-WM 2006 angeschaut haben, haben einen Zusammenhang zwischen den Spielen und der Anzahl der Herzinfarkte festgestellt. Die Untersuchung wurde inzwischen vom New England Journal of Medicine publiziert und erhielt damit das Siegel akademischer Akzeptanz. Die Erhebung fand heraus, dass immer dann, wenn die deutsche Mannschaft im Einsatz war, die Notärzte im Schnitt zu dreimal so vielen Männern gerufen wurden wie sonst und zu zweimal so vielen Frauen.
Das Auf und ab der Zahlen während des Turniers spiegelt sogar die Anforderungen wieder, denen sich Klinsmanns wackere Jungs ausgesetzt sahen. Am Abend des Polen-Spiels war weit mehr los als gegen Equador, als das Team auf dem Papier bereits eine Runde weiter war. Der Argentinien-Tag war Stress pur für die Zuschauer mit kardiologischen Befunden. Das Spiel gegen Italien brachte erneut einen Anstieg der Notfälle.
Die Autoren der Studie glauben nicht, dass es für die medizinische Seite von Bedeutung war, wie gut oder schlecht die deutsche Mannschaft spielte, sondern einfach nur wie spannend die Begegnungen waren. Spekulativ und voreilig sind aber die Rückschlüsse von Dr. Gerhard Steinbeck von der Ludwig-Maximilian-Universität in München, der an der Auswertung beteiligt war: "Ich kenne den Super Bowl ein wenig", sagte er der Agentur Associated Press. "Es ist nachvollziehbar, dass dann etwas ähnliches passiert." Er kennt ihn wohl zu wenig. Und die lockeren amerikanischen wohl noch weniger. Wenn deren Pumpe am Super-Bowl-Sonntags ausfällt, dann wegen zu viel Alkohol oder fettiger Ernährung. Kaum eine Mannschaft hat Fans, die bei diesem Spiel vor Spannung ganz vorne auf der Stuhlkante hin- und herschrubbern. Die vielen Unterbrechungen und Pausen machen selbst ein spannendes Football-Spiel wie zuletzt in Phoenix noch zu einer zerebralen Veranstaltung.
Das ist übrigens einer der Gründe, weshalb die Fußball-WM die populärere Sportveranstaltung ist. Da schlagen die Herzen einfach höher...
11. Februar 2008
Nichts für angegriffene Herzen, wenn Deutschland spielt
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